Modus - Affekt - Allegorie bei Nicolas Poussin
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Vier zentrale Gemälde Nicolas Poussins – Tanz des Lebens, Mannalese, Pyramus und Thisbe und Orion – stehen im Mittelpunkt des Buches. Bernhard Stumpfhaus spürt dabei vor allem dem Dichter und Ästheten Poussin nach und untersucht die Bilder auf ihre Kompositionsweisen und ihren poetischen Gehalt. Mit seinen Werken reagierte Poussin auf die Diskussionen zur Leib-Seele-Problematik seiner Zeit. Dieser Bezug kennzeichnet den Künstler als einen frühen Aufklärer. Bis heute entzweit die Forschung die Frage, wie die Kompositionsweisen Poussins zu verstehen sind. Auf der einen Seite steht die Auffassung, dass Poussins Malerei ganzheitlich, simultan, zu erfassen sei. Dafür spricht, dass der Künstler zu den ersten zählt, die für die Gestaltung von Stimmungen in der Malerei die Moduslehre der Musik fruchtbar gemacht haben. Dem widerspricht auf der anderen Seite die Auffassung, Poussins Bilder seien Texten vergleichbar. Diese Position sieht die Historienmalerei des Künstlers als satzartige Zusammensetzungen, deren Sinn nur sukzessiv zu erschließen sei. Gibt es eine Einheit in Poussins Kompositionen und wie ist sie aufzufassen? Bernhard Stumpfhaus gelingt es, darauf eine überzeugende Antwort zu geben, indem er der Vorstellung von Poussins Modusbegriff und ihrer Umsetzung in den Kunstwerken nachgeht: Ziel der Kompositionen des französischen Malers ist der – vor allem ethisch konnotierte – harmonische Ausdruck. Allerdings findet dieser seine Erfüllung nicht mehr im Befolgen einschlägiger Proportionslehren und Bildrhetoriken, als eher im Arrangement einer ausgewogenen, expressiven Vielfalt, wie sie durch das Mittel des Kontrasts hergestellt wird. Hier folgt der Maler zeitgenössischen, polyphonen Musiktheorien und Poetiken. Harmonie und einheitliches Zusammenstimmen aller Affekte ist Poussins Anliegen. Dazu gehört auch der heroische Affekt. Damit entfernt sich der Künstler vom bürgerlichen Ideal des Stoikers und rückt in die Nähe von Denkern wie Giordano Bruno und Baruch Spinoza.