Caritas und Diakonie in Deutschland
Authors
More about the book
Das Sozialsystem in Deutschland befindet sich in einer Umstrukturierungsphase. Lange Zeit wurde dieser Sektor allein von den großen Wohlfahrtsverbänden geprägt, nun engagieren sich zunehmend gewerbliche Anbieter. Die Pläne für eine Neuordnung der Krankenkassenbeiträge oder das absehbare Ende des Zivildienstes sind weitere Hinweise dafür, dass für die „Freie Wohlfahrtspflege“ Veränderungen anstehen. Davon werden auch der Deutsche Caritasverband und das Diakonische Werk betroffen sein, die in den vergangenen Jahrzehnten zum weltweit größten privaten Arbeitgeberverbund aufgestiegen sind: Im kirchlichen Sozialbereich arbeiten alles in allem knapp 1,5 Millionen Personen, die einen Jahresumsatz von rund 45 Milliarden Euro erwirtschaften. Carsten Frerk hat über Caritas und Diakonie umfangreiche Zahlen und Fakten zusammengetragen, die es ermöglichen, ihre Rolle im heutigen Sozialsystem einzuschätzen und eine realistische Prognose über ihre Entwicklungsmöglichkeiten abzugeben. Detailliert und veranschaulicht durch zahlreiche Tabellen und Übersichten, stellt Frerk Finanzierung und Tätigkeitsfelder der kirchlichen Sozialkonzerne dar. Dabei zeigt er, dass deren Einrichtungen weitestgehend aus öffentlichen Mitteln finanziert werden, während das karitative Engagement in der öffentlichen Wahrnehmung den Kirchen zugeschrieben wird. Ausführlich wird die Arbeitssituation der Mitarbeiter untersucht, die durch den Tendenzcharakter der Einrichtungen geprägt ist. Da die Kirchen ihre Sozialarbeit als „Verkündigung“ ansehen, gilt für die Beschäftigten nicht das normale Arbeits- und Tarifrecht. Auf der Grundlage der Vorstellung einer „Dienstgemeinschaft“ (die den Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit überwunden zu haben meint) propagieren die Kirchen den sog. Dritten Weg – der in Zeiten knapper Kassen jedoch keineswegs ohne Konflikte ist. In Exkursen erörtert Carsten Frerk die politisch brisanten Fragen. Dabei geht es nicht nur um das besondere kirchliche Arbeitsrecht und die Zukunft des „Dritten Wegs“, sondern auch um die medizinische und soziale Versorgungssituation für Nichtgläubige in einer zunehmend säkularen Gesellschaft; um die Auseinandersetzungen über die Kontrolle der Freien Wohlfahrtsverbände durch die Landesrechnungshöfe; oder um die Risiken, die mit den Expansionsstrategien kirchlicher Sozialträger verbunden sind.