Schmeling
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Kurz vor seinem 100. Geburtstag ist Max Schmeling gestorben, als eine sportliche Legende, deren Mythos noch lange fortdauern wird. Martin Krauß hat nun ein Buch vorgelegt, in dem erstmals das Leben dieses „Jahrhundertdeutschen“ eingebettet wird in die gesellschaftlichen Zeitläufe. Das wirkt schon deshalb überzeugend, als Schmeling in allen Phasen der jüngeren deutschen Geschichte in der Öffentlichkeit präsent war: populär in der Weimarer Zeit, gefeiert im NS-Staat und verehrt in der Bundesrepublik. Das Renommee Schmelings hängt wesentlich mit seiner persönlichen Bescheidenheit und seinem boxerischen Können zusammen – immerhin ist er der einzige deutsche Weltmeister aller Klassen und, vor allem, er war der Mann, der den großen Joe Louis bezwang. Doch zum Idol machte ihn erst die Propagandamaschinerie der Nazis. Sie deuteten seinen Sieg über Louis als einen Erfolg der weißen Herrenrasse und nutzten alle Möglichkeiten der noch jungen Massenmedien, um ihn zum Volkshelden zu küren. Ausführlich untersucht das Buch Schmelings Rolle im Nationalsozialismus, die äußerst widersprüchlich ist. Er pflegte persönliche Kontakte zu NS-Größen wie Goebbels oder Göring, rettete zur gleichen Zeit aber jüdische Kinder vor der Deportation. Er war kein Nazi, aber einer, der sich mit dem Regime arrangierte und den Schritt in die Emigration scheute. Die differenzierte Darstellung des Autors verharmlost nichts, aber sie bleibt auch in den kritischen Untertönen fair. So gelingt ein fesselndes Porträt, das zugleich viel über das letzte Jahrhundert deutscher Geschichte verrät.