Drogerie zum Schwarzen Hund
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Herta Burger-Ringer, geboren 1931, hat als Kind den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit in einer niederösterreichischen Kleinstadt mit wachen Sinnen erlebt und später in langen Verwandtengespächen ihre Familiengeschichte erforscht. In ihren drei Generationen umfassenden Erzählungen schildert sie den damaligen kleinbürgerlichen Alltag auf dem Land. Der Zweite Weltkrieg zerstörte alle Hoffnungen und Planungen der aufstrebenden Familie. Diese geriet, wie so viele Österreicher auch, durch das politische Ende der österreichischen Heimat, das Dritte Reich, den Krieg und die Judenverfolgungen in Gewissenskonflikte. Tragisch das Schicksal ihres Vaters: Im Ersten Weltkrieg versehrt, stimmte der Katholik und Anhänger des Ständestaates in Hollabrunn als einer von wenigen gegen den „Anschluss“. Angst vor Repressalien und Abscheu vor dem Regime trieben den Schwerkranken in den Freitod. Knapp vor Kriegsende war die 13-Jährige auf der Flucht, die ins Niemandsland führte. Überraschend positiv waren dann aber ihre ersten Erlebnisse mit russischen Soldaten und hilfreichen Offizieren, die in ihrem Elternhaus einquartiert wurden. Die Nachkriegszeit mit ihrem Hungerelend, dem Frieren in Wohnung und Schule, ersteht mit erstaunlichen Einzelheiten, vom häuslichen Seifensieden bis zu selbst hergestellten Ersatzstoffen für Nahrung, Schuhe und Kleidung. Unermüdlich hat sich die Verfasserin bei ihren Verwandten umgehört und Dokumente ihrer Vorfahren gesammelt, wodurch vor allem die beiden Großväter der Autorin an Profil gewinnen: der eine evangelischer Schulleiter auf dem einsamen Kärntner Kraigerberg, der andere Bürgermeister von Dorfteschen im böhmischen Schlesien und ein enger Freund des „Bauernbefreiers“ Hans Kudlich. Die politische Geschichte von Monarchie, Ständestaat und Drittem Reich hat die Familienschicksale nachhaltig beeinflusst. Politisch sensibel zeichnet Herta Burger-Ringer in knappen Strichen die jeweiligen Epochen nach, die auch das familiäre Alltagsgeschehen prägten. Sie macht so damalige Reaktionen verständlich, die den „Nachgeborenen“ oft kaum mehr begreiflich erscheinen. Insofern dient das Buch auch der „Vergangenheitsbewältigung“.