Sendungsbewusstsein
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Im Frühjahr des Jahres 1924 reist der 32-jährige Literaturkritiker Walter Benjamin nach Italien, um mit der Niederschrift seiner Habilitation zu beginnen. Sie wird den visionären Titel „Ursprung des deutschen Trauerspiels“ tragen. Auf einem seiner Wege in die Einsamkeit des neapolitanischen Umlandes macht Benjamin eine archaische Erfahrung. Er schreibt sie auf. Ihr Titel: Frische Feigen. Diese Skizze chiffriert die Alternative zur bedrückenden, akademischen Laufbahn, indem sie die Antwort eines Briefes mit „einer der schwersten Entscheidungen“ beschwört. An wen richtet sich dieser Brief? Wer könnte ihm antworten? Wer entscheidet? Dem Essay gelingt es, in minutiösen Interpretationen die möglichen realen und fiktiven Adressaten und Antworten des Briefes zu versammeln. Dabei wird nicht nur das illustre Künstler- und Philosophenvölkchen, das sich 1924 nach Capri in die Sommerfrische geflüchtet hat, durchleuchtet. Es wird die für Benjamin entscheidende Wende zum ihm eigenen Materialismus aufgedeckt, der in einem metaphysischen Begriff sprachlicher Medialität seine Antithese hat. Beide Begriffe zirkulieren um die Idee eines progressiven, ureuropäischen Sendungsbewusstseins.