Das kosmische Bewusstsein
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EINLEITUNG DER HERAUSGEBERIN DER ERSTEN DEUTSCHEN AUSGABE Ein Buch wie das vorliegende bedarf schon wegen seines ungewöhnlichen Titels einer Einführung. Das Werk hat bei seinem ersten Erscheinen in Amerika einen großen Erfolg gehabt und erreichte sehr bald eine hohe Auflagenziffer. Es erscheint verwunderlich, dass ein Buch, welches in Amerika so begehrt wurde, in Deutschland nach 20 Jahren weder im Original noch in der Übersetzung zu finden war, denn zweifellos hat das Werk in den abgelaufenen Jahren an Aktualität gewonnen. Unsere erste Bekanntschaft mit dem Werke hat sofort den Wunsch wach werden lassen, es trotz offenkundiger Unvollständigkeiten (die dem Verfasser, wie er selbst schreibt, voll bewusst sind) ins Deutsche zu übertragen. Der Autor des „Kosmischen Bewusstseins„, der kanadische Arzt Dr. Richard M. Bucke (1837 - 1902) machte den Versuch, die auffallende Übereinstimmung in der geistigen Einstellung aller großen Menschheitsführer zu zeigen. Er macht den Versuch, das Vorhandensein einer Bewusstseinslage zu beweisen, die er das „Kosmische Bewusstsein“ nennt. Der erste Teil des Buches, den wir aus Gründen, die wir weiter unten anführen, stark gekürzt haben, lässt deutlich die monistische, von Darwin herrührende Einstellung der letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts erkennen. Der Verfasser, ein echter Naturforscher, begründet seine Anschauungen, indem er die Entwicklung des Bewusstseins biologisch durch alle Stufen organischen Lebens schildert. Dieses Verfahren mag beim Erscheinen des Buches einen Vorzug bedeutet haben, heute aber ist dieser Standpunkt für uns überholt, und die Leser, wie wir sie diesem Buche wünschen, hätten sich durch die weitschweifigen Ausführungen der ersten Kapitel ermüden und ablenken lassen. Die kritisch und skeptisch Prüfenden aber in dieser Form zu überzeugen, wäre weder zweckmäßig noch geboten gewesen. Die Zeit der Herausgabe, die Person und Nationalität des Verfassers muss in Betracht gezogen werden, um die dadurch bedingte Lückenhaftigkeit und teilweise Einseitigkeit zu verstehen. Es sei hier ausdrücklich betont, dass es nicht im Sinne der Übersetzung liegen konnte, irgendwelche Mängel auszumerzen, da es sich ja zunächst hauptsächlich um eine Anregung zur Beschäftigung mit einem Thema handelt, das R. M. Bucke - das ist sein großes Verdienst - zum erstenmal weit ausholend aufgerollt hat. Es sei ferner noch darauf hingewiesen, dass die Auswahl der Fälle von kosmischer Bewusstheit naturgemäß durchaus amerikanisch orientiert ist, und es könnte zum Gegenstand einer neuen Untersuchung gemacht werden, ob nicht auch Franz von Assisi, eine ganze Anzahl anderer Heiliger sowie Meister Eckehart, Goethe und noch viele nicht ebenfalls in die Reihe der ausführlich behandelten großen Fälle gehörten. Schließlich sei noch erwähnt, dass eine Reihe von Fällen noch lebender Personen, die Bucke nur mit ihren Anfangsbuchstaben bezeichnet, in der Übersetzung fortgelassen worden sind. Wie schon angedeutet, lassen sich diesen Fällen sicher eine gleich große Anzahl europäischer Persönlichkeiten gegenüberstellen, bei denen das kosmische Bewusstsein nachzuweisen ist. Um den Gegenstand unserer heutigen Erkenntnisgrundlage gemäß zu behandeln, bedarf es eines eingehenden Studiums und einer ausdauernden Beschäftigung mit dem Thema.