Staat - Mythos - Politik
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Ernst Cassirers Kulturphilosophie gehört zu den bedeutenden geistigen Leistungen des 20. Jahrhunderts. In seinem posthum 1946 im amerikanischen Exil erschienenen Werk The Myth of the State entwickelt er eine Genealogie der Auseinandersetzung, die in der politischen Theorie mit der Macht des Mythos geführt worden ist. Die Diagnose einer Krise durch das Wiedererwachen mythischen Denkens in der Politik baut auf seiner Philosophie der symbolischen Formen (1921-1929) auf, mit der er Kants Kritik der Vernunft zu einer allgemeinen Kritik der Kultur erweitert hat. Cassirer begreift den Menschen als animal symbolicum, für das der Mythos eine Form der Selbst- und Welterschließung und zugleich eine permanente Herausforderung ist. Der Band Staat - Mythos - Politik untersucht die Grundzüge des politischen Denkens Cassirers, indem er seine philosophiehistorischen und kulturphilosophischen Bezüge herausarbeitet und die konzeptionellen Stärken und Schwächen einer mythologischen Deutung des Totalitarismus im 20. Jh. kritisch untersucht. Er folgt dabei dem historischen Leitfaden des Myth of the State von Plato bis zum Mythos des 20. Jahrhunderts. Cassirers vehementes Plädoyer für die Freiheit und seine Bereitschaft, die Vielfalt der symbolischen Formen menschlicher Welt- und Selbsterschließung anzuerkennen, machen ihn zu einem Autor, dessen Beitrag zu einer Philosophie der Politik auch im 21. Jahrhundert ein breites aufgeklärtes Publikum verdient.