Thomas Mann, Max Rychner, Hugo von Hofmannsthal und Rudolf Kassner
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In der gegenwärtigen Reflexion über den deutschsprachigen Essay als eine Literaturform herrscht die Überzeugung vor, dass der Essay als eigenständige Kunstform, gleichsam von einer eigenen Schwere erdrückt, ausgestorben sei und dass er allenfalls als Schauplatz von Experiment und Kritik (Benjamin, Bense, Adorno) oder als Reflex des von Musil konzipierten Essayismus gelten kann, der keine Form ist, sondern eine Manifestation eines jede Form aufbrechenden , Möglichkeitssinns‘ ist. Aus dieser Sachlage ziehen viele Literaturkritiker das Fazit, der Essay sei eine Form im Übergang. Diese schillernde Formel führt jedoch auf einem komplizierten Denkweg dazu, dass nicht nur eine essayistische Typologie, sondern grundsätzlich jeder dynamische Ordnungsbegriff einer permanenten Metaphorisierung unterliegt. Wäre jedoch der Ordnungsbegriff nur ein Übergang, eine Differenz zwischen zwei Ordnungen, so würde er zu einer , Blindstelle‘, die, wie Luhmann sagt, nichts erklärt, sondern logisch auf eine Paradoxie zurückführt. Die vorliegende Arbeit legt typische Strukturen in der essayistischen Prosa Thomas Manns, Max Rychners, Hugo von Hofmannsthals und Rudolf Kassners frei. Traditionelle Topoi und Merkmale des Genres werden als dynamische und spannungsvolle Konfigurationen von sich verdichtenden und wieder auflockernden Kraftfeldern gedeutet, wobei sie als Durchdringungsstellen von Inhalts- und Formelementen der essayistischen Gattung erkennbar werden.