Frauenbilder, feministische Praxis und nationales Bewusstsein in Österreich-Ungarn
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Genderfragen und Identitätskonstruktionen stehen im Mittelpunkt des vorliegenden Forschungsbandes, der die rasante Entwicklung und politische Kraft der internationalen Frauenbewegung innerhalb der österreichisch-ungarischen Monarchie zu einem Zeitpunkt darstellt, die - stark geprägt von nationaler Solidarität - einem bedrohlichen Zerfall in ihre ethnisch-nationalen Einzelteile ausgeSetzt war. Ein besonderes Augenmerk gilt den jeweiligen Frauenbewegungen in den Kronländern der Monarchie, ihren intellektuellen und praktischen Vorstellungen und Zielen sowie ihrer speziellen Bedeutung im Zusammenhang mit anderen (emanzipatorischen) Bewegungen, wie dem aufkeimenden Nationalismus, politische Anliegen, die vor allem von Männern getragen wurden. Welche nationale und internationale Loyalitäten leiteten die Vertreterinnen der Frauenbewegung? Welche Weiblichkeitsbilder waren für sie maßgeblich? Vom Feuilleton des Ungarischen Loyd bis zum Kronprinzenwerk, von der psychoanalytischen Bewegung bis hin zu der Jurisdiktion wird eine breite Palette von Textgattungen wie kulturellen Praktiken daraufhin untersucht, wie sie weibliche Rollen konstruieren, welche diskursive und kulturelle Strategien sie zur Marginalisierung oder auch zur Entmachtung von Frauen anwenden. Auf beeindruckende Weise wird die Diskrepanz zwischen modernen emanzipatorischen Entwürfen und die sie begleitenden patriarchalen Praktiken nachgezeichnet, sodass ein lebendiges, von Brüchen geprägtes Bild der Frauenfrage in der späten österreichisch-ungarischen Monarchie entsteht.