"Da befiel sie Furcht und Angst ..."
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Im 19. Jahrhundert kommt es auf der dramatischen Bühne zu einer Revolution in der Rezeption des Judith-Stoffes: Die biblische Männermörderin wird bei Heinrich Keller idealisiert, beim Zerbster Anonymus dämonisiert und bei Friedrich Hebbel psychologisiert. Judith fungiert als Lichtbringerin, als Teufelsdienerin und schliesslich als paralysierte Tollkirschenschönheit. Das Buch liest die drei Judith-Dramen in ihrer Funktion als literarische Furcht- und Angstinszenierungen aus einer geschlechtssensiblen Perspektive. Dabei zeichnet sich eine enge interdiskursive Verkettung von zeit- und verfasserspezifischen Affekt- und Geschlechtskonstellationen ab. In den Dramen findet durch die Inszenierung von Geschlecht eine Containerisierung von Furcht und/oder Angst statt. Je diffuser die Furchtkonstellation in den Selbstzeugnissen eines Verfassers ist, desto stärker entfernt er sich in seinem Judith-Drama vom Virago-Geschlechtsmodell der Bibel, um diese Containment-Funktion zu gewährleisten.