Kaltennordheim in alten Ansichten
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Kaltennordheim, zentral gelegen, wurde im Jahre 795 erstmalig urkundlich erwähnt und erhielt 1562 das Stadtrecht. Dieses Recht war verbunden mit eigener Gerichtsbarkeit, dem Recht auf ein Stadtwappen und dem abhalten von Märkten. Der Heiratsmarkt am Pfingstdienstag konnte von nun an gehalten werden. Dieser Markttag wird auch heute noch traditionell am Dienstag jeder Woche gehalten. Doch der wirtschaftlichen Entwicklung wurde im Jahre 1858 ein jähes Ende gesetzt. In diesem Jahr brannte bei zwei Großfeuern innerhalb vier Wochen ein Großteil der Stadt ab. Viele Häuser, ebenso die Kirche waren Opfer der Flammen geworden. Für den Kirchenneubau wurden viele Spenden bereitgestellt. So konnte auch bald wieder eine neue Stadtkirche eingeweiht werden. Das Pfarrhaus und eine neue Schule gruppieren sich im Zentrum um die Kirche. Die Wohnhäuser wurden ein- bis zweigeschossig gebaut. Zum Teil als schöne Fachwerkbauten, aber in der Not der damaligen Zeit auch als einfache Häuser mit Lehmziegel ausgemauert. Es entwickelte sich in Kaltennordheim das Handwerk mit vielen Kleinstbetrieben. Wie im Bildband gezeigt, entstanden Schmieden, meist im Wohnhaus in der unteren Etage. Ebenso entwickelte sich das Schusterhandwerk und die Verarbeitung des in den umgebenden Wäldern reichlich vorhandenen Holzes zu Möbeln. Es entstanden Schnitzerbetriebe, die Rhönbrauerei Dittmar, Gerbereien und viele andere Gewerke. In vielen Häusern klapperte der Webstuhl. Kleine Geschäfte wurden eröffnet und verkauften ihre Waren. Doch oft war das Einkommen nicht ausreichend für den Lebensunterhalt und so betrieben viele noch einen bäuerlichen Nebenerwerb. Durch die beiden Weltkriege wurde Kaltennordheim von großen Zerstörungen verschont. Somit war viel alte Bausubstanz erhalten geblieben. Die genügte aber dem wachsenden Fortschritt und den Ansprüchen der Menschen nicht mehr. Manches wurde im Laufe der Zeit abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Auch ganz unbemerkt für manche Bürger, traten kleinere Veränderungen an den Häusern ein. In dieser Zeit wurde das Ortsbild geprägt, so wie wir es heute kennen. Um 1900 verbreitete sich mit der fortschreitenden technischen Entwicklung auch die Fotografie und weckte auch das Interesse mancher Bürger. Man konnte von nun an die Menschen, ihre Häuser und die Landschaft abbilden. So entstanden durch die Beliebtheit der Fotografie zahlreiche Fotos aus jener Zeit. Viele Fotos von nicht mehr vorhandenen Gebäuden und nicht mehr lebenden Menschen spiegeln das Leben jener Zeit wieder. Oftmals sind es gerade diese Fotos, die uns beim betrachten an vergangene Zeiten erinnern. Viele ältere Bürger werden beim Anschauen der Bilder sich in ihre Kindheit versetzt fühlen und sagen, ja dieses Haus, das stand hier einmal und jene Person, die kenne ich auch noch. Die Jüngeren werden ihre Eltern oder Großeltern fragen müssen, wo befindet sich denn jenes Gebäude oder wer sind die gezeigten Personen? Manche werden sagen: „Ja hier steht ja jetzt unser Haus.“