Umweltschonender Weinbau durch Direktapplikation von Pflanzenschutzmitteln in das Rebenxylem
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Konventioneller Pflanzenschutz im Weinbau erfordert mehrmalige Behandlungen im Jahr. Der entscheidende Nachteil bei der Applikation mittels Spritz- und Sprühgeräten entsteht aufgrund des Eintrags von Pflanzenschutzmitteln in die Umwelt. Dieser erfolgt durch Verwehung, Verflüchtigung, Abtropfen, Versickern und Abdrift. Im Rahmen des Projekts sollte daher ein System etabliert werden, das mittels eines direkten und dauerhaften Zugangs zu den Leitgefäßen von Weinreben einen verlustfreien und umweltneutralen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ermöglicht. Hierfür bedurfte es der Konstruktion von Prototypen, welche die kontinuierliche und keimfreie Beladung mit Pflanzenschutzmitteln sowie die problemlose Entleerung und Wiederbefüllung der Zuleitungen im Herbst und im Frühjahr ermöglichen. Weiterhin war es für das Verfahren der Stammapplikation notwendig, in entsprechenden Voruntersuchungen das Aufnahme-, Verteilungs- und Wirkverhalten von stammapplizierten Hilfs- und Wirksubstanzen zu testen. Die Hypothese, dass für ein solches Stammapplikationssystem mehrere künstliche Zugänge zum Xylem eines Rebstamms benötigt würden, wurde bestätigt. Die Untersuchungen ergaben, dass bereits drei dieser Zugänge die ausreichende Versorgung einer Rebe sicherstellen. Eine zu Beginn der Untersuchungen beobachtete recht hohe Adsorption der Pflanzenschutzmittel an den Zuleitungen der Systeme zum Rebenxylem konnte durch die Wahl des Zuleitungsmaterials gesenkt werden. Der für den Betrieb eines Stammapplikationssystems unumgängliche keim- und emboliefreie Anschluss zum Rebenxylem wurde mit den eingesetzten Prototypen, unter Einbezug der Rebenphysiologie und des Einsatzes von entsprechenden Sterilisationseinheiten erzielt. Ein Mikrobeneintritt entlang der äußeren Kanülenwände während der Vegetationsperiode begrenzte jedoch weiterhin die Einsatzdauer der konstruierten Prototypen. Die Lösung des Problems ist durch den Einsatz einer Desinfektionseinheit an den künstlichen Xylemzugängen geplant. Die Entwicklung dieser Innovation ist in einem Folgeprojekt angedacht. Das Ergebnis eines Pflanzenschutzexperiments mit dem Fungizid Metalaxyl bestätigte jedoch die Tauglichkeit der im Projekt konstruierten Prototypen und wies darauf hin, dass die praxisorientierte Nutzung eines künstlich geschaffenen Zugangs zum Xylem unter Einbezug der Physiologie der Zielpflanzen längerfristig möglich ist. Ein weiteres Pflanzenschutzexperiment mit dem Fungizid Metalaxyl erzielte außerdem einen praxisrelevanten Schutz der Trauben. Der Einsatz des Insektizids NeemAzal U mittels Stammapplikation erbrachte mehrfach einen signifikanten Schutz vor Raupenfraß. Die Erstellung eines Mittelkatalogs für die Stammapplikation im Weinbau ist für ein Folgeprojekt geplant.