Was kann Literatur?
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'Der werdende Dichter hat nichts, letztlich nicht einmal sich selbst, sondern nur den Satz und seine Erscheinungsweisen, das spannungsvolle Verhältnis des Satzes zu unseren Vorstellungen von ihm und zu seinen Teilen, die den Aufstand proben'. Diese Erkenntnis ist die Grundlage einer Untersuchung, in der Sebastian Kiefer vorführt, wie Literatur zu betrachten und zu bewerten wäre, würde ihr dieselbe methodische Aufmerksamkeit zuteil werden wie den anderen Künsten, etwa der Musik und der Malerei. Anders als die Bildende Kunst hat die Literatur nie eine systematische – und vor allem: bleibende – Modernisierung erlebt; die Grundlagen für poetisches Sprechen sind seit Klopstock und Hölderlin kaum ernsthaft untersucht und noch viel weniger ernst genommen worden. Sebastian Kiefer, seit seinen streitbaren Aufsätzen und Analysen zu Paul Celan oder Franz Josef Czernin kein Unbekannter mehr, führt in faszinierenden Detailstudien an Hölderlin, Gertrude Stein, Brecht, Bobrowski, Priessnitz und Schmatz vor, wie Poesie [das Machen, Verfertigen!] als eine besondere Arbeitsweise am Satz adäquat zu lesen und zu verstehen ist. Er plädiert sogar in echter Bauhaus-Manier für einen 'Ton-Satz-Unterricht', in dem 'Satz-Modelle im historischen Bedingungsfeld' erlernt und angewendet werden sollen, was nichts anderes heißt als das Verhältnis von Laut, Körper, Bewusstsein und Welt jeweils neu zu organisieren.
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