Zwischen Daseinsvorsorge und Infrastruktur
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Infrastrukturen revolutionierten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das städtische Leben in Deutschland. Mit Hilfe von neuen Infrastrukturleistungen wurden immer umfangreicher vitale Interessen technisch befriedigt: Gas- und Wasserversorgung wurden ab den 1860er Jahren in Deutschland etabliert und in intensiven Debatten wurde darüber diskutiert, wie eine „Reinhaltung“ der Städte durch Kanalisationsnetze oder andere technische Systeme zu erreichen sei. Das Buch wendet sich dem Infrastrukturaufbau aus verwaltungsrechtlicher Perspektive zu. Untersucht wird, welche politischen Erwartungen den Infrastrukturaufbau vorangetrieben haben und welche Funktion die Zeitgenossen dem „Recht“ in diesem Modernisierungsprozess zuschrieben. Wichtige Aussagen zu beiden Fragen trifft die sich formierende Verwaltungsrechtswissenschaft. Sie trug dazu bei, dass der Staat und seine Verwaltung zunehmend an Bedeutung verloren; stattdessen betrieben bürgerlich dominierte Akteure wie der „Deutsche Verein für Öffentliche Gesundheitspflege“ eine liberal ausgerichtete Infrastrukturpolitik. Es waren die Gemeinden, die in enger Kooperation mit den neuen Expertengruppen - den Medizinern und Technikern - für den städtischen Infrastrukturaufbau sorgten.