Gruppe in Not
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Gruppe in Not ist eine Studie von Gruppenverhalten in Situationen existentieller körperlicher Bedrohung. In einer Interviewstudie werden Betroffene solcher Krisen aus Risikosport und -beruf eingehend befragt. Aus den empirischen Ergebnissen wird in Auseinandersetzung mit der Theorie ein unspezifisches Risikomanagement zur Vermittlung risikoreduzierender und krisenbewältigender Strategien entwickelt. Theorie Verschiedene Ansätze der Risikoforschung werden eingeführt und diskutiert. Ihr gemeinsames Ziel ist ein verbessertes Risikomanagement als Umgang mit Unsicherheit in einem definierten Handlungsraum, hier den Gefahren im Risikosport. Der Begriff der Krise markiert Untersuchungsgegenstand und -zeitraum. Die Emotion Angst hat in Bedrohungssituationen handlungsleitende Funktion und betrifft alle Beteiligten. Der Focus liegt auf der besonderen Dynamik vernetzter sozialer Ängste. Den theoretischen Fundus für das Verstehen von Erleben und Verhalten der Untersuchungsgruppen stellt die sozialpsychologische Kleingruppenforschung bereit. Gruppenbildung, Kohärenz, Führungsforschung und Gruppeneffekte sind wesentliche Determinanten. Die Handlungstheorie hilft, die Determinanten der Kleingruppenkrise systematisch einzuordnen. Untersuchungsmethode Die Untersuchungsfragestellung, welche auf das Verstehen der psychologischen Dynamik in den untersuchten Krisen abzielt, kann aufgrund ihrer Komplexität und Prozesshaftigkeit nur mit einer qualitativen Methodik sinnvoll bearbeitet werden. Die 3 nach dem theoretical sampling ausgewählten Untersuchungsgruppen haben einen Lawinenunfall, einen Wassereinschluss in einer Höhle bzw. eine Entführung in einem afrikanischen Land erlebt. Datenerhebung und –aufbereitung laufen mehrstufig ab: In problemzentrierten Interviews werden Rohdaten gesammelt und in strukturierte Lückentexte aufbereitet. Diese werden mit den Befragten kommunikativ validiert. Die Datenauswertung ist im Kern ein interpretatives Verfahren. Gruppenweise wird zunächst eine statische Strukturanalyse und anschliessend eine prozesszentrierte Interpretation durchgeführt, in welcher Phasen hoher Dichte als Hot Spots gekennzeichnet und vertieft untersucht werden. Ergebnisse Aus der Interpretation der untersuchten drei Krisen und einer vergleichenden Intergruppenbetrachtung werden acht Hypothesen erarbeitet, die anschließend in Beziehung zu bereits vorhandenen Risikomanagement-Strategien und zur Theorie der Kleingruppenforschung gesetzt werden. Dabei werden Problembereiche aufgezeigt, in denen für den Risikosport relevante sozialpsychologische Erkenntnisse noch nicht ausreichend umgesetzt sind. Der Beitrag dieser Arbeit besteht im Hot Spotting als Strategiefundus zur aktiven Krisenvermeidung und -bewältigung in Risikosportarten. Es kann wie ein Baukastensystem laufend aktualisiert und anwendungsorientiert modifiziert werden. Sein Einsatzbereich liegt in der Ausbildung, aber auch in der Krise selbst. Damit soll die strukturierte Integration psychologischer Erkenntnisse in die Sicherheitsforschung der Risikosportarten verbessert werden. Im Ausblick werden Forschungsprojekte der Sicherheitsforschung des deutschen Alpenvereins zum bergsportlichen Risikomanagement vorgestellt, in welche der Autor involviert ist. Die Aufgabe der Zukunft ist die Förderung von Verhaltensweisen, welche zu einer Verminderung der Unfallzahlen führen.