Das Ich im Dialog mit dem Wir
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Mobilität, Migration und Globalisierung sind Phänomene, mit denen wir heute in unterschiedlichsten Formen konfrontiert oder tangiert sind. Bislang von der Forschung vorwiegend unter der Perspektive der Migration zwischen heterologen Kulturen und aus postkolonialer Perspektive behandelt, weitet die Verfasserin des vorliegenden Bandes die Fokussierung des „Wanderns zwischen den Kulturen“ auf den bis dato unterbeleuchteten Bereich des kulturellen Wechsels zwischen homogenen Kulturen aus. In einer literatur- sowie kulturwissenschaftlich ausgerichteten Analyse untersucht die Studie ausgewählte Prosawerke der GegenwartsautorInnen Lars Gustafsson, Kaj Fölster, Carl-Johan Vallgren und Bodil Malmsten, die aus Schweden in die USA, nach Deutschland und Frankreich ausgewandert sind, auf die darin vorgenommene literarische Gestaltung der eigenen Migration. Damit wird ein moderner Autoren-Typus untersucht, den Lars Gustafsson als „transkontinentalen Schriftsteller“ im Zeitalter der Globalisierung bezeichnet hat. Methodologische, konzeptionelle und historische Vorüberlegungen zur Identitäts-, Alteritäts- und Migrationsthematik betten die Werkanalyse in einen systematischen Rahmen ein. Vor diesem Hintergrund vermag die in Einzelkapiteln erfolgende Textinterpretation der fünf Werke – Bortom de sju bergen von Kaj Fölster, Sorgemusik för frimurare und Tjänarinnan von Lars Gustafsson, Priset på vatten i Finistère von Bodil Malmsten und För herr Bachmanns broschyr von Carl-Johan Vallgren – aufschlussreich zu zeigen, dass die in unterschiedlichen Graden der Fiktionalisierung vollzogene Literarisierung der eigenen Erfahrung sowohl zu einer Standortsbestimmung der eigenen Identität als auch zu einer kritischen Beobachtung und Auseinandersetzung mit der heimatlichen Gesellschaft, Kultur und Nation gerät. Mittels eines vergleichenden, kontextualisierenden und rezeptionskritischen Verfahrens der Studie wird schließlich deutlich, dass die Autorinnen und Autoren mit dem Verfassen speziell dieser Werke mit ihrer heimischen Leserschaft in einen öffentlichen Dialog treten, über den sie ihre Position der Identität sowie Alterität, der individuellen Zugehörigkeit oder Andersheit gegenüber dem Kollektiv austarieren. In gleichem Maße scheint sich ihnen im Akt des Schreibens über die eigene Migration ein Identitätsraum jenseits geographischer, kultureller und nationaler Grenzen zu eröffnen.