Der Ritter mit dem Rad
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Der Abstand von Wirnts von Gravenberc Wigalois zu den zyklischen Artusromanen ist in der germanistischen Mediävistik seit längerem schon Anlass dafür, die Eigenständigkeit dieses literarischen Werkes herauszustellen. Hatte die Krisen- und Entwicklungslosigkeit des statischen Helden Gwigalois vormals einer positiven Einschätzung im Wege gestanden, so gilt heute als ausgemacht, dass sich die prozessuale Entwicklungsstruktur im Wigalois (und nicht nur dort) aufgrund eigener, veränderter Bedürfnisse in ein lineares Sukzessionsmodell umgewandelt findet. Den bisherigen Erklärungen für diesen Befund fügt die vorliegende Untersuchung den Aspekt eines neu und anders akzentuierten Tugendsystems hinzu: Abweichend vom früheren Artusroman, der im Prozess aus Verlust und Restituierung die êre als Leittugend zentriert, ist es im Wigalois die stœte, die ein besonderes Gewicht erhält. Die Untersuchung zeichnet nach, wie die Idee sich auf den Ebenen der Darstellung, des Geschehens und der Motivation niederschlägt und macht die zeithistorischen Ursachen dieses spezifischen Erzählens namhaft. Dabei wird deutlich: Als besonders ergiebig für eine auf Aktualität zielende Interpretation erweist die stœte sich im Fall der Symbolik des still gestellten Rades. Gleichzeitig legt sie eine Alternative nahe zu F. Neumanns Darstellung der Entstehungsverhältnisse des Romans.