Tribale Gesellschaften der südwestlichen Regionen des Königreiches Saudi Arabien
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Die vorliegende Veröffentlichung gründet sich auf systematische, sozialanthropologische Forschungen in den bisher unerschlossenenen Regionen des Südwestens Saudi Arabiens (südlicher Hijaz, `Asir). Bisher wurden die Datenerhebungen durch ein Kooperationsabkommen zwischen dem Institut für Völkerkunde (Universität Wien) und dem Department for Antiquities (King Saud University of Riyadh), die in dem Zeitraum von 1979–1982 stattfanden. Unter der Leitung des Herausgebers war ein Team, bestehend aus drei Österreichern und drei Saudiarabern an den ethnographischen Untersuchungen beteiligt. Unabhängig von den Erhebungen für dieses Projekt wurden räumlich erweiterte Untersuchungen im Jemen, In `Oman und in den Vereinigten Emiraten durchgeführt, um bei Wesensmerkmalen der Sachkultur die Frage nach der regionalen bzw. überregionalen Signifikanz entscheiden zu können. Folgende Faktoren haben sowohl die Methodologie der Datenerhebungen und die Wahl der Erhebungsgebiete bestimmt. Der Kernpunkt für das angewandte Untersuchungsverfahren wurde aus der Methodik der ethnographischen Kartographie entwickelt, um das Problem der von rasch ablaufenden und tief greifenden Wandelprozessen bedrohten traditionellen Kulturen optimal zu lösen. Für die Wahl des Erhebungsgebietes war die Tatsache entscheidend, dass die zwei Regionen – südlicher Hijaz und `Asir – im Einflussbereich der vorislamischen Hochkulturen Südarabiens liegen. Einige Ergebnisse beleuchten die Bedeutung der Publikation für die Sozial- und Kulturgeschichte Arabiens: Der Nachweis von bilateralen Verwandtschaftsnomenklaturen, die die Existenz von nicht partrilinearen Gesellschaften im Süden der arabischen Halbinsel wahrscheinlich machen; die Entdeckung eines maritimen Handelsplatzes (port of trade), durch den die überseeischen Handelskontakte der Bergstämme sichergestellt wurden; die Darstellung traditioneller Architektur und die Analyse des bäuerlichen Kalendersystems, das sowohl für die Fixierung landwirtschaftlicher Anbauperioden als auch für die zeitliche Festlegung der rites de passage entscheidend ist.