Kunst auf der Bühne
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Der zweite Teil der Ausstellungstrilogie steht heuer im Zeichen der Geschichte der Arbeiten von bildenden Künstlern im Kontext der Bühne im 20. Jahrhundert – an Hand zweier Leitlinien: der Veränderung des Raums (von der Guckkastenbühne zu neuen Raummodellen bis zum Herabsteigen von der Bühne) und der Veränderung der Bewegung (am Beispiel des neuen Tanzes, an der Bauhausbühne, an Marionetten etc.). Exemplarisch sollen wichtige Entwicklungsschritte und Experimentelles gezeigt werden. Am Ende des 19. Jahrhunderts befindet sich sowohl das Theater als auch die Bildende Kunst im Umbruch. Die Neuansätze und Reformen in der bildenden wie in der darstellenden Kunst ergänzen und durchdringen sich. Gemeinsam ist ihnen das Bedürfnis, das Theater im Sinne einer modernen Gesellschaft zu erneuern. Diese Erneuerung der Bühnenkunst als eines visuellen künstlerischen Ereignisses findet zunächst ihren Ausdruck in den Reinigungsbestrebungen der Jahrhundertwende: in den Absagen an die veraltet erscheinenden Kulissen und an das im selben Sinn veraltet wirkende Bühnenpersonal von SchauspielerInnen, SängerInnen und TänzerInnen. So setzt die Reform wesentlich auch am Gestalterischen, am Optischen, an. Mit Adolphe Appia und Edward Gordon Craig als Pioniere beginnt der Abbauprozess des traditionellen Bühnenbildes. Alfred Roller greift ihre Theorien auf und überträgt sie, in einer dem secessionistischen Geist in Wien verträglich – in seine Bühnenbildentwürfe für das Wiener Burgtheater. Gleichzeitig revolutioniert in ähnlicher Weise Loie Fuller mit Einsatz des farbigen Lichts und neuer Bewegungsformen raffiniert den Bühnentanz. Zahllose Skulpturen, Pastelle, Gemälde etc. von Künstlern, die Loie Fuller in ihren Werken darstellen, zeugen von der ungeheuren Aufmerksamkeit, die zwischen der neuen Bühnenkunst und den bildkünstlerischen Zeitgenossen herrscht. In den Entwürfen der russischen Avantgarde wie z. B. den Bühnenbildern von Alexandra Exter und des Revolutionstheaters wird die Abstraktion und Reduktion in plastisch-mechanistischen Bühnenelementen sichtbar; das Totaltheater von Walter Gropius und Erwin Piscator oder die Raumbühne von Friedrich Kiesler zeugen vom neuen Verhältnis zwischen Bühne und Zuschauer. Mit Beispielen aus Kieslers Ausstellung internationaler Ausstellungs- und Theatertechnik in Wien 1924 wird deutlich, wie international und gattungsmäßig vernetzt die Künste der Avantgarden waren: Gertrud Bodenwieser tanzte mit ihrer Gruppe in der Raumbühne von Kiesler, Léger zeigte sein „Ballett Méchanique“ als Uraufführung im Rahmen der Ausstellung, und die Werke der russischen Avantgarde, die sich heute im Österreichischen Theatermuseum finden lassen, kamen nach der Präsentation im Kieslerschen Ausstellungsereignis in die Sammlung des Museums. Parallel dazu kreisten die Experimente an der Bauhausbühne verstärkt um die Abstraktion. In diesem Zusammenhang werden auch die „Farbenlichtspiele“ von Hirschfeld-Mack in einer Rekonstruktion während der Ausstellung aufgeführt. Unter anderem mit Fotos von Xanti Schawinsky und Entwürfen von Oskar Schlemmer wird auf die verschiedenen künstlerischen Möglichkeiten der Bauhausbühne eingegangen.
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- ISBN
- 9783852527727