Der Widerstreit von Mechanismus und Organismus
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In Renate Wahsners Arbeit wird der Widerstreit von Mechanismus und Organismus bei der erkenntnistheoretischen Fundierung und philosophischen Verarbeitung der neuzeitlichen Naturwissenschaft untersucht. Die Autorin konzentriert sich auf die in der Neuzeit erstmalige Begründung des Organismus als Denkprinzip durch Kant und dessen Versuch, dieses Prinzip als eines zu verstehen, das den Mechanismus nicht ablöst, sondern ergänzt. Dabei analysiert sie, (1) ob bzw. inwiefern in beiden Prinzipien die Denkweise der neuzeitlichen Naturwissenschaft zum Ausdruck kommt, (2) wie Hegel – maßgeblich durch seinen Begriff des Werkzeugs als Mittel (oder des Mittels als Werkzeug) – Kants Bestimmung des Verhältnisses von Mechanismus und Organismus respektive dessen Begriff des teleologischen Technizismus rezipiert und umgestaltet und (3) wie die in Newtons Mechanik nachweisbare „techne“-Komponente von der klassischen deutschen Naturphilosophie reflektiert wird. Für die allgemeine philosophische Erkenntnis ergibt die Untersuchung des Mechanismus-Organismus-Problems bei Kant und Hegel Einsichten in die der neuzeitlichen Naturwissenschaft zugrundeliegenden Denkprinzipien, Einsichten, die, wie ihre Einordnung bei Kant und Hegel belegt, nicht nur von naturphilosophischer, sondern von allgemeiner systematisch-philosophischer Bedeutung sind. Obendrein läßt eine andere Bestimmung des Verhältnisses von Mechanismus und Organismus nicht nur die vermeintliche Notwendigkeit eines intellectus archetypus in einem anderen Licht erscheinen, sondern auch Kants Apriorismus und Hegels Begriff des Lebens in ihrem noch heute akzeptablen Kern erkennen. Zudem ist ihr ein dem neuzeitlichen Denken adäquater Begriff Kausalität inhärent. Daher sei dieses Buch Kant- und Hegelforschern, aber genauso Wissenschaftlern, die sich mit dem Verhältnis des spekulativen zum naturwissenschaftlichen Denken, der Geschichte dieses Verhältnisses und dem epistemologischen Status der Naturwissenschaft beschäftigen, ans Herz gelegt.