Ausdruck und Eindruck
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Die fünf Sinne – Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten – gelten in der abendländischen Geistesgeschichte als fundamentale Voraussetzungen der Weltwahrnehmung, von denen Abweichungen kaum vorstellbar erscheinen. Diese Studie richtet den Blick auf die den „fünf Sinnen“ entsprechenden Begriffe im traditionellen chinesischen Denken. Im ersten Teil des Buches skizziert die Autorin die in der Philosophie, Religion und Physiognomie zentralen Konzepte, die den „fünf Sinnen“ des Abendlandes entsprechen. Im Unterschied zum abendländischen Verständnis der „Sinne“ als Wahrnehmungsrezeptoren galten sie der chinesischen Kultur immer zugleich auch als Organe, durch welche das Innere des Menschen einen bestimmten körperlichen oder sprachlichen Ausdruck findet. Der Bedeutungshorizont der „Sinne“ umfasste die Wechselseitigkeit des Austausches zwischen Mensch und Welt, zwischen Ausdruck und Eindruck. Im zweiten Teil des Buches setzt sich Irmgard Enzinger mit der Darstellung der einzelnen „Sinnes“-Organe mit tangund song-zeitlichen kaiserlichen Enzyklopädien auseinander, womit sich zugleich eine Gelegenheit bietet, Einblick in die zunächst befremdende „Ordnung der Dinge“ einer chinesischen Enzyklopädie zu gewinnen. Das Buch liefert einen Einblick in einen zentralen Aspekt der chinesischen Mentalitätsgeschichte und lädt ein zum Nachdenken über die anthropologischen Bedingungen nicht nur des chinesischen Denkens.