Diskurse der Gewalt
Authors
More about the book
Der Versuch einer Darstellung der diskursiven Verflechtung von Gewalt und Geschichte führt die Literatur an ihre Grenzen. Brüchige, marginalisierte und verdrängte Erinnerungen lassen sich nicht ohne weiteres in eine geschlossene Erzählung überführen, sondern verlangen eine Auseinandersetzung auf der formalästhetischen Ebene. Die Autorinnen Elfriede Jelinek und Assia Djebar haben trotz der starken Differenz des historischen Kontexts, auf den sie jeweils Bezug nehmen – zum einen die mangelhafte Vergangenheitsaufarbeitung in Österreich, zum andern die Nachwirkungen der Kolonialisierung in Algerien und Frankreich – vergleichbare Verfahren entwickelt, herkömmliche Darstellungsmuster zu unterwandern und stattdessen die Textoberfläche selbst zum diskursiven Körper werden zu lassen. Beide Autorinnen setzen nicht am Ereignis selbst, sondern vielmehr an seinen Repräsentationsformen an und kommen dabei zu sehr unterschiedlichen Einschätzungen über die Möglichkeiten von Sprache. Die vorliegende Arbeit situiert Einzelanalysen der Romane ‚Die Kinder der Toten‘ und ‚L'Amour, la fantasia‘ vor dem Hintergrund der Unverfügbarkeit und Nachträglichkeit kollektiver Traumata, fokussiert insbesondere auf die intertextuellen Strategien der Werke und greift auf feministische, postkoloniale und dekonstruktivistische Theorieansätze zurück.