Die Bagdadbahn, Mesopotamien und die deutsche Ölpolitik bis 1918
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Auf seinem Marsch zur „Weltmacht“ faßte das Deutsche Reich an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert auch im Reich des türkischen Sultans Fuß. Die damals zu einer der bedeutenden Geldinstitute der Welt heranwachsende Deutsche Bank nutzte die Gunst der Monarchenfreundschaft zwischen Wilhelm II. und Abdul Hamid II., um das Projekt einer Eisenbahntrasse von Konstantinopel bis zum Persischen Golf zu verfolgen. Die Bagdadbahn sollte, auch dies gehörte zum Kalkül, bei der künftigen Erschließung der vermuteten großen Erdölvorkommen Mesopotamiens eine zentrale Rolle einnehmen. Beide Projekte waren nicht nur von beträchtlichem finanziellen Umfang, auch politische Konstellationen standen ihnen entgegen: Großbritannien betrachtete diese Region als ureigene Domäne und sah sich hier herausgefordert. Versuche der Kontrahenten, sich über die Bahnstrecke zum Golf und über den Aufschluß und die Ausbeutung der Ölvorkommen zu einigen, beendete der Erste Weltkrieg. Die herrschenden Kreise in Deutschland waren vom deutsch-türkischen Sieg in diesem Krieg überzeugt. Die „rein deutsche“ Ausbeutung dieser Ressourcen und die Beherrschung des ganzen Nahen Ostens, der Golfregion und der Wege nach Ägypten und Indien schien greifbar nahe. In diese spannungsreichen und bislang noch allzu wenig betrachteten historischen Entwicklungen führt der Band – ergänzt durch Dokumente, die teilweise erstmals publiziert werden – ebenso abgewogen wie kenntnisreich ein.