Welt als Bild
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In dieser Studie wird die theoretische Grundlegung der chinesischen »Tuschelandschaft«, der sogenannten Berg-Wasser-Malerei (shan shui huà), zwischen dem 5. und dem 12. Jahrhundert nachgezeichnet. Den geistesgeschichtlichen Entwicklungen dieses Zeitraumes kommt prägende Bedeutung für das kulturelle Selbstverständnis des alten China zu. Indem die Abhandlung aus einer phänomenologischen Perspektive den philosophischen Zusammenhängen zwischen der Anschauung und dem Wirklichkeitsverständnis nachgeht, reicht sie über Malereitheorie und Ästhetik hinaus und zeigt wichtige Konsequenzen für den europäischen Zugang zu ostasiatischem Denken auf. Wie hier dargelegt wird, standen gegenüber dem bewußtseinsphilosophischen Primat von Wahrnehmung und Sinnverstehen im vormodernen China die Performativität des gemalten Bildes und die ethische Dimension im Mittelpunkt der Reflexion. Statt im Bild einen Weltausschnitt zu vergegenwärtigen oder eine Weltdeutung vorzuführen, eröffnet die Malerei nach vormoderner chinesischer Vorstellung unmittelbar durch die Anschauung ein gelebtes Verhältnis zur Welt. Besprochen werden in dieser Studie neben dem Kunstverständnis insbesondere der Bildbegriff, die Rolle der Leiblichkeit im Rahmen der Ästhetik sowie das Problem des »Atmens« oder qì. Außerdem enthalten sind eine kritische Diskussion der Forschung zur älteren chinesischen Ästhetik in europäischen und ostasiatischen Sprachen sowie neun zentrale Quellentexte zur Theorie der Berg-Wasser-Malerei in vollständiger Übersetzung mit Kommentar.