Geschmackselite Schweizerischer Werkbund
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Christoph Bignens rekonstruiert die aktivsten Jahrzehnte des Schweizerischen Werkbundes. Er stellt seine grossen öffentlichen Geschmackskampagnen vor und zeigt auf, wie diese Vereinigung und die Kunstgewerbeschulen in der ästhetischen Erziehung Hand in Hand gingen. Von den rund 1700 Personen, Firmen und Institutionen, die von 1913 bis 1968 der Vereinigung beitraten, porträtiert Bignens die interessantesten 900. Die Frage, welche Konzepte, Formen, Farben und Materialien zur Gestaltung der Umgebung die richtigen und schönen sind, stellt sich beinahe täglich von Neuem. Deshalb gibt es mittlerweile viele Ratgeber, die wie 'Design Your Life', 'Lifestyle', 'Schöner Wohnen' oder 'Trend' versuchen, durch den Dschungel der Stile zu führen. Noch vor wenigen Jahrzehnten war dies anders gewesen. Eine tatkräftige Vereinigung professioneller Gestalter und Gestalterinnen namens Schweizerischer Werkbund klärte die Öffentlichkeit anhand zahlreicher Ausstellungen und Schriften laufend darüber auf, was 'Die gute Form' ist. Wie die 'Geschmacksreformatoren' des SWB den Geschmack des breiten Publikums anheben wollten, hatte bereits ihre 1913 verfasste Gründungsurkunde angetönt: Die Vereinigung wollte 'nach moderner Form streben' und mit ihrer 'Elitearbeit' beispielhaft vorangehen. Le Corbusier, ein Gründungsmitglied des welschschweizerischen Werkbundes, formulierte die Geschmackserziehung des Käuferpublikums noch pointierter: 'Kauft praktische, nicht dekorative Möbel und seht euch in den alten Schlössern den schlechten Geschmack der grossen Könige an.' Der 'Verzicht auf das Sensationelle' und das Streben nach 'formaler Einfachheit' waren in der Tat lange Zeit die Grundpfeiler, auf denen das Entwerfen vieler Werkbund-Mitglieder basierte. Das Buch 'Geschmackselite' thematisiert ferner den grossen Druck, den das hohe Tempo der marktwirtschaftlichen Warenzirkulation auf das Werkbund-Konzept der zeitlos guten Form ausübte.