Palladianismus
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Wie kaum ein anderer Architekt prägte Andrea Palladio (1508–1580) eine in seiner Zeit neue Baukunst, die über ganz Europa bis nach Amerika Verbreitung fand und bis heute wirksam bleibt. Weil diese Architektur trotz ihrer Internationalität stets erkennbar auf Palladio zurückverweist, beschreibt man das einzigartige Phänomen als Palladianismus. Die Ursachen liegen in der klaren, unverwechselbaren Erscheinungsform seiner Bauten und in der ihnen eigenen Eleganz sowie in der Palladio stets zugewiesenen theoretischen Autorität. Diese verbindet sich mit seinen Quattro libri dell’architettura (1570), die zu den erfolgreichsten Architekturbüchern überhaupt zählen. In ihnen hat Palladio sein eigenes Werk, die Villen und Paläste in Vicenza und im Veneto, musterhaft in den Mittelpunkt gestellt. Werner Oechslin geht dem Phänomen Palladianismus nach und untersucht dessen Gründe, zunächst bei Palladio selbst. Palladio hat in seiner Auseinandersetzung mit der antiken Architektur, mit Vitruv und dessen Kommentator Daniele Barbaro die Grundlage seines Erfolges geschaffen. Seine Bauten bieten im besten Sinne exemplarische Vorlagen, für den Palast, die Villa, die Fassade, die Raumabfolge. Auf unterschiedlichste Weise werden solche Vorzüge erkannt, aufgenommen und umgeformt. Dementsprechend wird der vielfältige Umgang mit Palladio in Deutschland, Frankreich, Holland und England genauer analysiert. Der besondere Wert der Darstellung liegt darin, die Nachwirkung Palladios auch dort aufzuspüren, wo die äusseren ‘historischen’ Formen verlassen werden und die moderne Architektur einen ‘abstrakteren’ Zugang neu herstellt. Mit in die Betrachtung gehören Le Corbusier wie Mies van der Rohe, die englischen Brutalisten und selbst Peter Eisenman. Der grosszügig und reich illustrierte Band, bislang nur in einer italienischen Ausgabe erhältlich, liegt jetzt auch in deutscher Sprache vor.