Subversion am Rande
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Das Thema der Grenze und grenzüberschreitender Prozesse hat mit voranschreitenden Denationalisierungstendenzen, in deren Folge es einerseits zu Grenzabbau, andererseits jedoch zu einem massiven neuen Grenzaufbau gekommen ist, stark an Aktualität gewonnen. Um diesem aktuellen Phänomen in sozialwissenschaftlicher Perspektive allerdings gerecht werden zu können, bietet sich nicht nur eine Analyse gegenwärtiger Grenz-Zustände an, sondern setzt ein adäquater Umgang mit dem Komplex der Grenze eine Verknüpfung von historischer und aktuell-empirischer Forschung voraus. Dabei gehen wir von der These aus, dass sich die Gestalt der Grenze insbesondere im Spannungsverhältnis zwischen Grenzbildung und Grenzsicherung auf der einen Seite und Grenzverletzungen auf der anderen Seite zeigt. Gerade in diesem Kontext ist ein Funktionswandel von Grenzen zu beobachten: Früher setzten typischerweise fiskalische Kontrollen an Grenzüberschreitung an, waren Grenzen in erster Linie Grenzen politischer Macht über das eigene Staatsvolk und gegenüber anderen Staaten. Diese Grenz-Funktionen sind gegenwärtig im Abbau begriffen. Angriffe auf die Grenze, die Bedrohung, die Subversion an den Rändern, geht heute eher unscheinbar, unspektakulär vonstatten: Es sind Schlepper, Schmuggler und Migranten, die die Grenzen angreifen, überwinden und unterwandern.