Bombennächte und Frontschicksale
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Die Brüder Jörg und Ottfried Benz aus Kiel, die sich gleich nach Beendigung der Schule freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet hatten, waren während des Zweiten Weltkrieges an unterschiedlichen Fronten eingesetzt. In zahlreichen Feldpostbriefen versuchten sie, den Kontakt zueinander und zu den Eltern in der Heimat aufrechtzuerhalten. Aus den etwa 1000 Briefen aus den Jahren 1939–1945, die heute noch existieren, hat Jörg Benz 200 ausgewählt – abgesandt aus Kiel und von zahlreichen Kriegsschauplätzen in Europa. Die Briefe vollziehen die sechs Kriegsjahre aus der sehr persönlichen Sicht der beiden jungen Männer und ihrer Eltern nach. Benz legt hiermit einen hochinteressanten Briefwechsel vor, dessen Bedeutung für den heutigen Leser weniger in den Informationen liegt, die er über das Geschehen vermittelt, als vielmehr in den einmaligen und unmittelbaren Einblicken, die er in die Denkweise ihrer Verfasser und in ihr Selbstverständnis eröffnet. So konstatiert Benz selbst: „Ich schaute gewissermaßen in meine eigenen Augen, 60 Jahre, nachdem ich meine Zeilen geschrieben hatte. Das war eine merkwürdige Begegnung mit mir selbst, die manche Ratlosigkeit über meinen damaligen Standpunkt in mir hinterließ.“ Er lässt die Briefe weitgehend unkommentiert für sich selbst sprechen und schafft damit ein Dokument mit Seltenheitswert – die unverfälschten Augenzeugenberichte sind nicht durch nachträglich erworbenes Wissen beeinflusst und spiegeln dadurch in einem hohen Grad den Geist der Zeit wider.