Beside the state
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Viele Teile des afrikanischen Kontinents durchlebten in den vergangenen 20 Jahren tiefgehende Veränderungen, die zum Entstehen neuer politischer und sozialer Gegebenheiten führten. Im Gegensatz zur klassischen hierarchischen Darstellung eines Staates, der die verschiedenen Machtgruppen innerhalb der Gesellschaft kontrolliert, scheint das Konzept einer Heterarchie geeigneter, die gegenwärtige Pluralität der staatlichen und nicht-staatlichen Mächte zu beschreiben. Dies wird anhand der Fallbeispiele Kenia, Somalia, Kongo, Tschad, Gambia, Ghana und Mosambik in diesem Band thematisiert. In all diesen Kontexten hat der von den Herausgebern gewählte Titel dieses Buches, ‘Beside the State’, eine zweifache Bedeutung. Vordergründig steht er für die sich parallel zum eigentlichen Staat entwickelnden politischen Organisationen und Persönlichkeiten, die früher oder später entweder die staatlichen Strukturen und Grundregeln stützen, oder seine Souveränität durch Aneignung von Autorität untergraben. Gleichzeitig deutet der Begriff ‘Beside’ auch auf den Diskussionsbedarf hin, den die Umstände dieser Machtaneignungen und deren Durchführbarkeit als Alternative zu bestehenden Staatsapparaten aufzeigen. Genausogut kann ein ‘Beside’ auch zum ‘Below’ werden, wenn der Staat durch seine Vormachtstellung diese alternativen Kräfte erfolgreich niederringt, oder auch zu einem ‘Beyond’, wenn sich besagte Kräfte an den Randgebieten der Staatsmacht entwickeln, deren Macht dort gar ergänzen und schließlich neue und innovative Räume für politische Organisation und Mobilisierung eröffnen. Der Schwerpunkt dieses Sammelbandes liegt auf neu auftretenden Machtfiguren, seien sie nichtstaatliche, lokale Organisationen in Kenia oder dem Tschad, somalische Flüchtlinge, die aus dem Exil zurückkehren, oder die Beharrlichkeit und Dynamik solch neo-traditioneller Akteure, wie Clan-Oberhäupter in Mosambik und Ghana, geistliche Gelehrte in Gambia oder Stammesälteste, die in Somaliland die autonome Regierung maßgeblich mit beeinflussen. INHALT: Alice Bellagamba / Georg Klute: Tracing Emergent Powers in Contemporary Africa – Introduction John G. Galaty: Violence and its Mediations – Civil Society, Community Conflict, and the State in East Africa Luca Ciabarri: No Representation without Redistribution – Somaliland Plural Authorities, the Search for a State and the 2005 Parliamentary Elections Luca Jourdan: New Forms of Political Order in North Kivu (DRC) – The Case of the Governor Eugene Serufuli / Mirjam de Bruijn: The Impossibility of Civil Organizations in Post-war Chad Alice Bellagamba: On the Virtue of Margins – A Story of Conflict between Government and Muslim Leadership in Post-1994 Gambia Paul Nugent: Border Anomalies – The Role of Local Actors in Shaping Spaces along the Senegal-Gambia and Ghana-Togo Borders Pierluigi Valsecchi: “He Who Sets the Boundary” – Chieftaincy as a “Necessary” Institution in Modern Ghana Helene Maria Kyed: ‘Traditional’ Leaders Formalization in Post-war Mozambique – Exploring the Ambiguous Space between State and Non-state Domains Peter Skalník: Rethinking Chiefdoms Stephen Ellis: Beside the State – An Epilogue Über die Herausgeber: Dr. Alice Bellagamba arbeitet als Associate Professor für „Cultural Anthropology and African Studies“ an der italienischen „Università degli Studi di Milano-Bicocca“, Italien. Dr. Georg Klute war bis zu seiner Pensionierung Professor für Ethnologie Afrikas an der Universität Bayreuth.