Fußgängerzonen - Bilder aus Städten
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Fußgängerzonen - Bilder aus Städten Fasziniert von den Möglichkeiten der noch jungen Digitalphotographie begann ich 2002 mit Kamera und Stativ Innenstädte zu durchwandern. Mitunter bei Tageslicht, zumeist aber abends und nachts photographierte ich die Straßen und Plätze und ihre Gebäude. Wenn mich auch im Augenblick des Photographierens eigentlich das Licht und die Farben interessierten, bemerkte ich doch bald die Besonder-heiten und Seltsamkeiten der Stadt: Allzumeist handelte es sich bei den abzubildenden Arealen um Fußgängerzonen. Abends waren Menschen vereinzelt im Bild, je später es wurde, desto menschenleerer waren meine Bilder. Erst einsame Fußgänger, heimwärts strebend, dann Leere und Verlassenheit in den Straßen. Mit der ersten Photoserie, gemacht mit der seinerzeit soeben teuer erstandenen Digitalkamera, hatte ich in Euskirchen einen Kunstpreis gewonnen. Bei der Ausstellungseröffnung rühmte der Laudator meine Photos und seine Stadt in ihrer Einzigartigkeit. Und dass ich so etwas nicht wieder tun wolle und könne, hätte ich ihm gesagt... Der Schreiber des Geschichtsvereins sah hingegen die provinzielle Urbanität der Kleinstadt Euskirchen, ihr auswechselbares Erscheinungsbild festgehalten. Das ist wahr! Als ich mit meiner Kamera in andere Städte im Rheinland und in Westfalen fuhr, schien es mir, als sei ich schon dort gewesen - es sah überall gleich aus: (5) Kirche in der Mitte, Kaufhaus hier, Sparkasse da, einige Läden, Stühle oder Bänke. Burger und Kebab und Eis. Gaststätten und Restaurants - die am Abend zum Verweilen eingeladen hätten - waren weniger zu finden. Nach Geschäftsschluss leerten sich die Plätze und Straßen, Passagen wurden abgeschlossen, in vielen Schaufenstern ging das Licht aus. Nur einige Gestalten, oft ausländisch wirkend, standen einsam und wohl auch ratlos herum. Menschenleere Straßen, verödete Fußgängerzonen... Stadtportraits, wie es vielleicht die erste Serie auf nicht repräsentative Weise noch sein mochte, habe ich nicht mehr photographiert. Die Leere der Innenstädte war jetzt das Thema. Und die bei meinen Exkursionen gefundenen baulichen Kuriositäten und Scheußlichkeiten, die weniger als das eine oder andere Baudenkmal zu übersehen waren. Bei Erfindung der Fußgängerzonen wird man an die Zufriedenheit gedacht haben, die sich (ohne Auto-Abgase und -Geräusche) beim Flanieren einstellt. Man kann ja immer noch flanieren, oder draußen sitzend Eis essen oder Kaffee oder Bier trinken. Doch, warum sollte man flanieren wo nichts Interessantes ist? Na ja, wo keine Leute laufen, da laufen auch die Geschäfte nicht - und dann laufen noch weniger Leute. Das (und einiges mehr) stellen meine Photographien dar. So hatte ich mir das Anfangs nicht gedacht, aber so hat es sich ergeben... Rüdiger Kramer