Strafvollzug zwischen Wende und Wiedervereinigung
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Der Strafvollzug gehörte in der DDR zu den am stärksten reglementierten Bereichen. Kontakte nach draußen waren auf ein Mindestmaß beschränkt, fast jeder Schritt in der Anstalt wurde überwacht. Das Gefängnissystem galt baulich wie inhaltlich als ausgesprochen rückständig. Im Oktober 1989 geriet dieses System ins Wanken. Häftlinge gründeten Gefangenenräte und erzwangen mit Arbeits- und Hungerstreiks die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, Kirchenvertreter und Journalisten erhielten erstmals Zutritt. Am 6. Dezember 1989 gewährte die DDR-Regierung eine großangelegte Amnestie: Zwei Drittel der Gefängnisinsassen kamen in Freiheit. Es begann eine Zeit der grundlegenden Veränderungen. Anhand zahlreicher Zeitzeugengespräche, Akten aus dem DDR-Innenministerium und damaliger Pressematerialien berichtet der Autor sowohl von den Gefangenen und ihrem Protest als auch von den Bediensteten, die die Welt plötzlich nicht mehr verstanden. Der Strafvollzug erweist sich dabei als Spiegel der Gesellschaft – als besonderer Schauplatz des demokratischen Umbruchs in der DDR.