Wissen, Körper, Kompetenz
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Das vorliegende Buch ermöglicht einen lebendigen Einblick in die Bedingungen, unter denen Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett von Migrantinnen in Berlin stattfinden. Die Verfasserin konzentriert sich dabei vor allem auf die Aneignung von Wissen im fremdkulturellen Kontext sowie auf die individuelle Befindlichkeit in Abhängigkeit der Vorstellungen über den eigenen Körper und der unmittelbaren Beziehungsnetzwerke. Anhand der Interaktion mit Freunden und am Beispiel des Einflusses der Mütter und Schwiegermütter auf den Geburtsvorgang werden das Überschreiten transkultureller Grenzen und die Kontextabhängigkeit der Nutzung von Wissensbeständen sichtbar. Hervorzuheben ist in diesem Kontext das große Vertrauen welches die chinesischen Frauen in westliche Medizintechnologie haben, die sie mit „Modernität, Überlegenheit und Sicherheit “ assoziieren. Allerdings benennen sie auch durchaus kritisch Defizite, die sie sowohl in einer fehlenden umfassenden medizinischen Aufklärung und Beratung durch die Ärzte sehen als auch in Kommunikationsdefiziten des medizinischen Personals, die insbesondere während der Geburt deutlich hervortreten. Die vorliegende Dissertation überzeugt durch ihren klaren Aufbau, die Prägnanz ihrer Frage- stellungen und die Konsequenz, mit der sie theoretische Annahmen und empirische Forschungsergebnisse zu verbinden weiß. Die detaillierten Interviews zeigen nicht nur wie Orientierungswissen in handlungsleitendes Wissen umschlagen kann und welche Bedeutung Körperbilder haben, sondern unterstreichen auch, dass die Informantinnen als Individuen und als Gestalterinnen ihrer eigenen Geburtsbedingungen ernst zu nehmen sind.