Die Geschichte des Krankenhauses Hochweitzschen in Mittelsachsen
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132 Jahre Nervenheilkunde in Hochweitzschen (Mittelsachsen) Zur Entlastung der Heilanstalt Sonnenstein (gegr.1811), der Versorghäuser Colditz (1829) und Hubertusburg (1837) wurde 1872-1874 als erster staatlicher Neubau in Sachsen für die Nervenheilkunde die königlich sächsische Landesanstalt Hochweitzschen bei Döbeln errichtet und im Dezember 1874 für 280 Patienten eröffnet. Ein 242 Meter langes, achsensymmetrisches Krankenhausgebäude bildete mit dem gegenüberliegenden Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude eine bauliche Einheit. Bereits ab 1889 wurde die ursprüngliche Irrensiechenanstalt als landesweit zuständige Heil- und Pfleganstalt für Epileptische weitergeführt und erweitert: es entstand so die weithin einmalige Kombination eines Krankenhaus Zentralgebäudes (geschlossene Innenabteilung) mit den Gebäuden im Pavillonstil (offene Außenabteilung). Die Landesanstalt Hochweitzschen ist das erste staatliche Fachkrankenhaus für Epilepsie Patienten im deutschen Sprachraum. Die Pflegerschule für alle sächsischen Landesanstalten war 1888-1922 in Hochweitzschen angesiedelt. Informationen zu Patientenaufnahmen, Entlassungen, Diagnosen, Behandlungsverfahren, Todesfällen und Ressourcenverbrauch werden exemplarisch dargestellt. Für die Zeit des Nationalsozialismus lässt sich die Anzahl der zwangsweise sterilisierten Patienten angeben, neben Zahlen zur Übersterblichkeit durch Mangelernährung und zu Deportationen in Tötungs- und Zwischenanstalten. Trotz personellem und teilweise materiellem Mangel wurde die Einrichtung nach Kriegsende als Großkrankenhaus weitergeführt mit bis zu 1463 Betten im Jahr 1972 (an den Standorten Hochweitzschen und Waldheim). Reformimpulse aus Rodewisch konnten nur teilweise umgesetzt werden. Durch Strukturwandel und Modernisierung konnte die 1993 beschlossene Schließung des Krankenhauses und somit der Verfall des Flächenhaften Kulturdenkmals verhindert werden. Baulich weitgehend saniert und fachlich gegliedert versorgt das kleinere Fachkrankenhaus mit zwei Tageskliniken (in Döbeln und Freiberg) sowie Psychiatrischer Institutsambulanz (108 stationäre, 45 teilstationäre Behandlungsplätze, 2200 ambulante Fälle jährlich) heute etwa 230 000 Einwohner im Landkreis Mittelsachsen.