Brachiale Annäherung
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Göttin Thetis und der Thessalier Peleus aus der Argonautensaga, die Übergriffe der Kentauren, die Zeus-Söhne Kastor und Polydeukes, aber auch die schöne Helena und der Flötenspieler Paris sind beliebte Motive altgriechischer Vasenmalerei. Von diesen und anderen Paaren finden sich auch Darstellungen, auf denen der Mann die Frau ergriffen hat und festhält. In der Forschung wurden diese Bilder bisher recht pauschal unter dem Begriff „Frauenraubdarstellungen“ subsumiert. Katrin Bernhardt bricht mit dieser Tradition und tritt dieser deutenden Bezeichnung erstmals entgegen. In ihrer Neuauslegung von fast 250 einschlägigen Vasenbildern geht die Autorin vom Bildschema selbst aus. Durch die sorgfältige Analyse der Darstellungen und deren kontextueller Einbindung tritt eine Entwicklung des verbindenden Bildschemas der „Umfassung“ zutage. Darüber hinaus zeigt sich: Vielen Malern ging es nur bedingt – wenn überhaupt – um das Thema „Frauenraub“ oder „Brautgewinnung“. Ihre Aussagen sind hingegen äußerst vielfältig. Sei reichen von der Visualisierung des Status der parthenos und rites de passage bis zu Anspielungen auf ehelichen Geschlechtsverkehr und auf Nachkommenschaft. Einige Bilder formulieren sogar einen Witz oder lassen sich als Statements zur damaligen politischen Lage lesen. Der anschauliche Text macht diese differenziertere neue Sicht auf scheinbar bereits ikonographisch entschlüsselte Stücke für Fachpublikum und Freunde antiker Kunst leicht nachvollziehbar.