Mädchenknospe - Spiegelkindlein
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Das Werk Theodor Storms stand lange Zeit unter Kitschverdacht und drohte zunehmend aus dem schulischen wie universitären Kanon zu verschwinden. Erst der jüngeren Forschung ist es gelungen, mit neuen Interpretationsansätzen die Erzählweise des Husumer Dichters und damit auch seine mitunter allzu niedlich wirkenden Geschichten nachhaltig in ein neues Licht zu rücken. So befasst sich auch die vorliegende Studie mit einem, wenn nicht gar dem sentimentalen Topos der Stormschen Novellenwelt und überführt dessen Status vom eindimensionalen Kitsch- zum semiologischen Erzählmoment. Die Rede ist vom Phantasma der sog. Kindfrau, welches in Gestalt zahlreicher junger Mädchen das Oeuvre des Dichters bevölkert. Wie die Verfasserin erarbeitet, handelt es sich bei diesem Phänomen mitnichten um ein persönliches Faible des Dichters, welches sich in einer vermeintlich uninspirierten Wiederholung des ewig Gleichen äußert, sondern vielmehr um ein Symptom, das dem Empfinden einer ganzen Epoche entstammt und innerhalb des kulturellen Klimas vermehrt an die Oberfläche drängt. In einer akribischen Analyse entwickelt Mareike Börner ein Schema diverser Kindfrautypen, welches einerseits der Stormschen Dichtung zugrunde liegt und dabei andererseits direkt auf spezifische Sehnsüchte der um sich greifenden Moderne verweist.