"Vorsicht, Marmor - nicht stürzen!"
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In den letzten Kriegsmonaten wurden viele Kulturgüter von unschätzbarem Wert in den Stollen des Ausseer Salzbergwerks eingelagert. Wer rettete sie zu Kriegsende eigentlich vor der Zerstörung, mit der sie dem Zugriff der Alliierten entzogen werden sollten? Ein neues Buch gibt Aufschluss. Die Rettung der in den Ausseer Salinen gelagerten Kunstschätze gegen Ende des Zweiten Weltkriegs hat – zumindest in den später entstandenen Darstellungen – mehrere Väter. Kein Wunder, denn in den Wirren des Kriegsendes den Überblick zu bewahren, war fast unmöglich. Da schien es verlockend, eine Rettung der unwiederbringlichen Kulturgüter des Landes nach Kriegsende für Propagandazwecke zu verwenden – beispielsweise, um Österreichs Opferrolle als erstes Land, das von den Nationalsozialisten annektiert wurde, zu unterstreichen. Vor diesem Hintergrund fördert der Autor Wolfgang Weiß interessante neue Kenntnisse zu Tage. So war die Bedeutung des österreichischen Widerstands gegen das NS-Regime bei der Rettung der Kunstschätze in Wahrheit sekundär und wurde erst in der nach Kriegsende folgenden Darstellung überbetont, wie die umfangreichen Studien von Originalquellen ergeben. Dadurch wird auch klar, dass das knapp nach Kriegsende entstandene Bild quasi von Publikation zu Publikation weitergetragen wurde, bis sich dieses falsche Geschichtsbild in den Köpfen der Menschen festsetzte. Mit der zeitlichen Distanz, aber auch ermuntert durch neue Forschungsergebnisse, gelingt es dem Autor, ein objektives Bild der damaligen Vorgänge nicht nur auf dem Papier zu beschreiben, sondern einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Einige liebgewordene österreichische Geschichtsmythen hier freilich entlarvt.