Ars longa, vita brevis?
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Zwei Ereignisse nahmen im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts Einfluss auf die Kunstpolitik am spanischen Hof: die Proklamation Carlos' IV. zu Beginn der Französischen Revolution 1789 und die politisch stabilisierende Ernennung Napoleons zum Ersten Konsul 1799. In den ersten Jahren seiner Amtszeit ließ Carlos IV. für seine Repräsentationssäle des Palacio Real zu Madrid eine neue, an das privilegierte Bildungspublikum gerichtete Gemäldedekoration konzipieren. Zur Jahrhundertwende erhielt Goya den prominenten Auftrag, das spanische Königspaar sowohl ganzfigurig als auch zu Pferd sowie im Familienkreis zu porträtieren. Gudrun Maurer reflektiert über die möglichen, bisher unbekannten Bestimmungsorte dieser Porträts im Bildkontext der neu dekorierten Repräsentationssäle. In dieser erstmaligen Untersuchung und Rekonstruktion der offiziellen Gemäldedekoration Carlos' IV., der letzten dieser Art am spanischen Hof, legt sie ein Bildprogramm offen, das einerseits die spanische Hofkunst von Tizian bis Mengs vorstellte, unter Hervorhebung von Velázquez als Nationalkünstler, andererseits die unterminierte Verbindlichkeit universaler, durch Monarchie und Religion garantierter Werte historisch legitimieren sollte. Goyas Königsporträts spiegeln entsprechende Maxime, subtil verflochten jedoch mit den Faktoren Zeit und individueller Betrachterblick, auf die Notwendigkeit neuer Kunstprinzipien verweisend.