Sexuelle Verwahrlosung
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Michael Schetsche und Renate-Berenike Schmidt Unterwegs im Bermuda-Dreieck von Sexualverhalten, Sexualmoral und sexueller Sozialisation Wenn man dem Buchtitel folgt, handelt dieser Sammelband von ‚sexueller Verwa- losung‘ – was immer dies auch genau heißen mag. Mit dieser Eingangsbemerkung ist bereits eine erste Problemlage markiert: Der dem Buch den Titel gebende Begriff ist voraussetzungsreich, er ist mehrdeutig, moralisch wertend – und er ist, aus 1 wissenschaftlicher wie aus lebensweltlicher Sicht, alles andere selbsterklärend . Dies haben wir schnell bemerkt, als wir eine Vielzahl von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen anfragten, einen Beitrag zu diesem oder jenem Thema für unseren Band zu schreiben. Schon der im Betreff unser Anfragen genannte Buchtitel generierte einigen Erklärungsbedarf, ließ manchmal sogar die Kommu- kation ins Stocken geraten, ohne dass das mitgelieferte Exposé überhaupt gelesen worden wäre. Wir mussten erläutern, was wir überhaupt meinen, wenn wir diesen Begriff verwenden, wir mussten unser Ansinnen und unsere Motive legitimieren und wir mussten (ausführlicher, als es normalerweise am Beginn eines solchen Buchprojekts üblich ist) festlegen, welches denn die erwartete ‚Stoßrichtung‘ der Beiträge sein sollte.