Kalter Krieg um Ossietzky

'Am 27. Juni umzingelten 300 bewaffnete Polizisten das Hauptgebäude der Universität Oldenburg – ein Überraschungsschlag in der besten Tradition deutscher Unterdrückung – [.] und entfernten die Inschrift ›Carl-von-Ossietzky-Universität‹ vom Turm.' So berichtete der Mailänder 'Corriere della Sera' 1975 über eine Auseinandersetzung, deren Schärfe und Ausmaß heute nur noch vor dem Hintergrund der allgemeinen Stimmungslage im intellektuellen Deutschland vor mehr als drei Jahrzehnten zu verstehen sind. Rainer Rheude, der langjährige Redaktionsleiter der 'Nordwest-Zeitung', hat den Streit um die Benennung der Universität Oldenburg nach Carl von Osssietzky hautnah miterlebt und ihn nun aus heutiger Perspektive nachgezeichnet. Zur Vorbereitung seiner detaillierten Darstellung führte er Gespräche mit allen beteiligten Akteuren in Universität und Politik und wertete die zugänglichen Akten und Dokumente aus. Im Spannungsfeld zwischen Kommunal- und Landespolitik, Antikommunismus und Reformuniversität erzählt Rheude ein hoch spannendes Stück deutscher Zeitgeschichte, das damals die noch junge Universität Oldenburg auf einen Schlag international bekannt machte. Bundeskanzler a. D. Gerhard Schröder, der 1991 als niedersächsischer Ministerpräsident den Streit mit seinem Einsatz für die Benennung beendete, hat das Vorwort für den Band verfasst, und die Oldenburger Historikerin Prof. Dr. Gunilla Budde untersucht in einer Nachbetrachtung Ossietzkys Bedeutung für die Studierenden von heute.