Mit dem Schmelz seiner Stimme
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Arnulf Lenzen, Jahrgang 1940, hat Deutsch, Geschichte und Sozialkunde für das Lehrfach am Gymnasium studiert und unterrichtet. Im fortgeschrittenen Alter hat er zudem in Archäologie und Kunstgeschichte magistriert. Er hat kleinere Schriften veröffentlicht und legt nun seine erste größere Arbeit vor. Der Österreicher Franz Zöhrer war Sohn eines Dorfschulmeisters und galt als musikalisches Wunderkind, das schon im Vorschulalter meisterlich Geige und Klavier spielte. Er verfügte über eine allseits bewunderte Tenorstimme und fühlte sich zum Opernsänger berufen. Sein Weg führte ihn von Brünn, wo er engagiert wurde, ohne je Gesangs- oder Schauspielunterricht gehabt zu haben, über Innsbruck, Stuttgart und Salzburg nach Königsberg und Braunschweig. Nach bitteren Enttäuschungen wurde er mit 26 Jahren als königlich-preußischer Hofopernsänger in Berlin engagiert, und sein Glück schien vollkommen. Von Zöhrers Tagebuchaufzeichnungen angeregt, berichtet Arnulf Lenzen zeitnah vom mühsamen Aufstieg des Sängers, dem die musikalischen Erfolge dank seiner Hochbegabung anfangs in den Schoß fielen, der allerdings auch nicht lernte, an sich und an der Überwindung seiner Schwächen zu arbeiten. Er vermochte es nicht, den Widerspruch zu bewältigen, der bei seinem katholischen Bekenntnis in einer protestantischen Umgebung bestand. Noch weniger gelang es ihm, die geeigneten Mittel zu finden, um in seinem Bestreben erfolgreich zu sein, aus seinem kleinbürgerlichen Milieu in die „bessere Gesellschaft“ aufzusteigen. Für die Spannungen fand er keine angemessene Lösung und scheiterte. Er kehrte in seine kleinbürgerliche Welt zurück und beendete dort seinen Selbstfindungsprozess.