Die Zukunftsruine
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Die Uraufführung der rekonstruierten Premierenfassung von Fritz Langs Filmklassiker „Metropolis“ am 12. Februar 2010 wurde schon vorab als filmhistorisches Ereignis gefeiert: Nach dem spektakulären Fund einer lange unerkannt gebliebenen 16mm-Kopie mit rund 25 Minuten unbekannter Filmszenen in Argentinien scheint sich die Vision vieler Filmhistoriker und Filmliebhaber endlich zu erfüllen: „Metropolis“ so zu sehen, wie er von den Filmemachern, insbesondere seinem Regisseur Lang und der Drehbuchautorin Thea von Harbou erdacht war. Dieser späte Stummfilm, der sich trotz des ursprünglichen Misserfolgs als Vorbote moderner Science-Fiction-Blockbuster erweisen sollte, gilt als ein Schlüsselwerk der deutschen Filmgeschichte: Aber befand sich „Metropolis“ auch als künstlerisches Gesamtkunstwerk auf der Höhe seiner Zeit? Die zahlreichen kritischen zeitgenössischen Stimmen weckten schon immer Zweifel. Wurde die Premierenfassung vielleicht auch deshalb nach vierwöchiger Laufzeit abgesetzt und durch eine gekürzte Fassung ersetzt, weil er dramaturgisch altmodisch wirkte? Ist das neue vielleicht doch das schlechtere „Metropolis“? Oder ist das Original doch stets die beste Wahl? Erstmals ist es möglich, diese Fragen an das Material selbst zu richten, das der Autor noch vor der spektakulären Uraufführung der Rekonstruktion sichtete. Tatsächlich stellt auch diese neue und wohl letzte „Metropolis“-Fassung nur eine Annäherung an das versunkene, ursprüngliche Metropolis dar. Das neue, alte „Metropolis“ löst so eine Utopie von heute ein, die man seinerzeit nicht kannte: Den Wunsch nach dem letztgültigen „director’s cut“. So erinnert auch die Rezeption an die Erfolgsstrategien heutiger Langfassungen von „Blade Runner“ bis „Troja“. Zugleich fällt ihre Fertigstellung in einen Rekonstruktions-Boom, der seit der Jahrtausendwende in der deutschen Kultur zu erleben ist. Einem falschen Stadtschloss ist ein doch durchweg aus historischem Material gebautes „Metropolis 2010“ allerdings fraglos vorzuziehen. Der Autor ist Filmkritiker der Frankfurter Rundschau und lehrte Filmgeschichte an zahlreichen Akademien und Universitäten. Nebenbei begleitete er als Kinopianist hunderte von Stummfilmen, darunter auch „Metropolis“