Fünfzig Jahre danach
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1954/55 forderten Schriftsteller und Künstler in der nordvietnamesischen Armee freie Meinungsäußerung und stellten die Kulturpolitik der Kommunistischen Partei als einer Front beim Aufbau des Sozialismus und im Kampf um die Wiedervereinigung infrage. 1956 publizierten sie, von den Kulturbürokraten bekämpft, Giai Phẩm, die ‘Schönen Werke’ und Nhân Van, 'Humanismus'. Die zwischen Chrustschows Geheimrede über Stalin auf dem XX. Parteitag der KPdSU und der Niederschlagung des Ungarnaufstandes herrschenden ideologischen Lockerungen wurden Ende 1956 rücksichtslos unterbunden, die Mitglieder der ‘Hundert Blumen-Bewegung’ gesellschaftlich ausgegrenzt. Auf Grundlage bisher unbekannten Archivmaterials und intensiver Gespräche mit den Überlebenden von Nhân Văn-Giai Phẩm zeichnet der Soziologe Heinz Schütte ein differenziertes Bild jener dramatischen Ereignisse, die bis heute in Vietnam zu den großen Tabus zählen.