Die syrische Steppe
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Die syrische Steppe steht seit 50 Jahren im Mittelpunkt einer Debatte um Überweidung, Umweltschutz und ländliche Entwicklung. Staatliche und internationale Institutionen erklären dabei die mobilen Viehzüchter, die in der Steppe leben und wirtschaften, zu Verursachern einer fortschreitenden Bodendegradation. In einer konzentrierten Aktion sollen 60 Prozent der Steppe durch Weideschutzreservate aufgeforstet werden. Dies hat weit reichende Folgen für die syrischen Pastoralnomaden. Große Flächen der Steppe werden für sie zu no-go-areas. Sie müssen diese Gebiete umfahren, dürfen dort nicht zelten und verlieren die Kontrolle über die Entscheidung, wann sie die nachgewachsenen Ressourcen abweiden. Der wachsende Druck auf die wenigen freibleibenden Steppengebiete führt zu Konflikten und ökonomischen Krisen. Andreea Bretan verfolgt die Geschichte der Projekte und geht den Diskursen nach, die die Steppe als „Interventionsraum“ legitimieren. Welche Auswirkungen haben die teilweise widersprüchlichen Eingriffe auf den Alltag und das Lebensumfeld syrischer Pastoralnomaden? Die Studie stellt die Bandbreite, aber auch Beschränkungen der flexiblen Anpassung mobiler Viehzüchter dar. Abgerundet wird der Band durch eine Erörterung der ökonomischen und politischen Bedingungen, welche die Beziehungen von Nomaden und Sesshaften im heutigen Syrien rahmen. So entsteht ein vielschichtiges Bild der institutionellen und persönlichen Verflechtung von Steppe, Dorf und Stadt.