Astrid Korntheuer
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„Man begreift es nicht, man vermag es kaum zu fassen, es ist erschreckend, es ist etwas Unheimliches, etwas beinahe Überwältigendes. Hat es einen Sinn?“ fragt man sich. „Beinahe sinnlos ist es. Es betäubt, es macht den Verstand schwinden. Es tut den Augen, dem Herzen weh, es beklemmt und bestürzt die Seele.“ So wie Robert Walser über die Farbe Grün schreibt, so kann man auch über die Gestrüpp-Bilder von Astrid Korntheuer sprechen. Ihre Fotografien zeigen nicht nur Gehölz, Büsche, natürlich Gewachsenes, sondern auch von der Künstlerin merkwürdig inszenierte Chaosansammlungen und raumgreifende Installationen. Astrid Korntheuer interessiert sich für Dickicht, Verwirrungen und Spiel. Ihre Bilder entstehen mit einer Plattenkamera, die sie durch die Landschaft schleppt auf der Suche nach dem perfekten Gestrüpp. Oder aber Astrid Korntheuer schleppt das Gestrüpp in das Atelier zur Kamera: Ein Gestrüpp in Form einer Materialschlacht von Plastik, Papier, Lichterketten und Kram. Sie komponiert Chaos im Raum für die Fläche. Es entstehen überquellende Wimmelbilder ohne Bildmittelpunkt und Orientierungsmöglichkeit. Die radikalen Raumauskleidungen stiften keinen plausiblen Dingzusammenhang, vielmehr terminieren sie in gegenstandsübergreifender Flächenordnung. Doch nicht alle Fotografien sind laut und aufdringlich. Astrid Korntheuers präzise orchestrierten Aufnahmen von Landschaft und Geäst sind ruhig, mal melancholisch. Aber auch hier wird das Gestrüpp zur Fläche, zum eigenständigen Konstrukt: weit entfernt, neu geordnet. Das Buch zeigt fünf wichtige, fotografische Serien der Künstlerin. Angefangen mit dem künstlichen Chaos der „Natures Mortes“ bis hin zum auf die Fläche gebannten Durcheinander von Landschaft. Astrid Korntheuers große Stärke liegt in ihrer konzentrierten und konsequenten Bildsprache und in ihrer intensiven Auseinandesetzung mit Gestrüpp als Träger von Chaos, Tatendrang und Neuordnung, von Verheddern, Ersehnen und Zweifeln.