Ich fürchte ...
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Zwei russische Autoren der Nach-Cechov-Generation geben Antwort auf die oft gestellte Frage, wie Anton Cechov wohl auf die Oktoberrevolution reagiert hätte. Der Lyriker Aleksandr Blok (1880 – 1921) und der Schriftsteller Evgenij Zamjatin (1884 – 1937) waren nach der Revolution zunächst in Rußland geblieben, weil sie auf einen ihrer Ansicht nach notwendigen politisch-moralischen und künstlerischen Neuanfang hofften. Beide hatten anfangs uneingeschränkt für eine Zusammenarbeit mit den neuen Machthabern votiert und wurden dafür vielfach angefeindet. Beide galten als künstlerische Autoritäten und moralische Instanz und setzten all ihre Kraft für die Zusammenarbeit mit den Bolschewiki ein: in dem von Maxim Gorki gegründeten »Verlag der Weltliteratur«, im Petrograder »Haus der Künste« und im dortigen »Studio für Literatur«. Aleksandr Blok, der als Lyriker nach der Versdichtung »Die Zwölf« 1918 verstummt ist, engagierte sich mit vielbeachteten Vorträgen über die Rolle der Intelligentsija in der Revolution bis hin zu seinem Aufsatz »Über die Bestimmung des Dichters«. Evgenij Zamjatin war der Lehrer der »Serapionsbrüder«, jener Verfechter einer Freiheit der Kunst, die offiziell bald als parteilose Mitläufer verspottet wurden. Er war ein luzider kritisch-skeptischer Begleiter der neuesten literarischen Entwicklung in Rußland, seine Kritiken sind – bis heute unerkannt – Sternstunden der russischen Essayistik. Zamjatins »Erinnerungen an Blok«, hier neu übersetzt, zeigen, wie und unter welchen Bedingungen der Enthusiasmus der ersten Jahre im Getriebe der neuen bürokratischen Institutionen zerrieben wurde. Bereits 1920 hatte Zamjatin in seinem prophetischen Einspruch »Ich fürchte« geahnt, daß es so weit kommen würde.