Todestrieb und Erkenntnis
Authors
More about the book
Als der römische Psychiater Massimo Fagioli dieses Buch 1970 als Abschluß seiner psychoanalytischen Ausbildung vorlegte, wußte er, daß die in ihm enthaltenen Traumdeutungen Aufsehen erregen würden. Er konnte aber nicht ahnen, daß es die italienische Kultur weit über Fachkreise hinaus beeinflussen und, wie La Stampa im Mai 2010 schrieb, heute, vierzig Jahre nach der Erstveröffentlichung, als Meisterwerk zu gelten hat. Fagioli, der die letzten Jahre seiner Kindheit im Krieg als Kurier der italienischen Partisanen verbrachte, in Venedig und Padua zum Psychiater ausgebildet wurde und danach in der Schweiz eine 'Therapeutische Gemeinschaft ' für Psychosepatienten an Ludwig Binswangers Klinik leitete, entwirft in diesem Buch ein innovatives Gesamtkonzept der Behandlung psychischer Krankheiten, nach dem mittlerweile zahlreiche italienische Psychiater und Psychologen erfolgreich arbeiten. Zentral für dieses neue therapeutische Paradigma ist eine kohärente Deutung unbewußter Beziehungs dynamik, im besonderen der Triebreaktion des Patienten auf jegliche Form von Abwesenheit: der sogenannten Verschwindensphantasie, die als Todestrieb zu Gefühllosigkeit und innerer Leere führen kann oder, wie es Michael Ende in seiner teilweise an Fagiolis Buch angelehnten Unendlichen Geschichte ausdrückte, zum Nichts. Ausgehend von der Entdeckung der Verschwindensphantasie entsteht in den fünf Kapiteln des Buches eine revolutionäre Sicht des menschlichen Ichs, des Unbewußten und der psychischen Entwicklung im ersten Lebensjahr. Mit seiner Theorie der menschlichen Geburt geht Fagioli dabei weit über die bekannten Überlegungen zum Geburtstrauma hinaus. Seine These, daß die menschliche Psyche im Zusammenwirken von intrauteriner Biologie und Triebreaktion auf die Umweltreize im Moment der Geburt entsteht, hat das Buch zu einem wesentlichen Element in der augenblicklichen bioethischen Debatte in Italien gemacht und die immer schon bestehende politische Dimension von Fagiolis Theorie deutlich hervorgehoben. Aus dem Inhalt: Die Verschwindensphantasie / Verschwindensphantasie und Todestrieb / Verschwindensphantasie und orale Ambivalenz. Neugier und Affektivität / Verschwindensphantasie und Neid / Projektion und Intuition Buchveröffentlichungen von Massimo Fagioli u. a.: Istinto di morte e conoscenza (1972), 13. Aufl. 2010 La marionetta e il burattino (1974), 9. Aufl. 2007 Teoria della nascita e castrazione umana (1975), 9. Auflage 2008 Bambino donna e trasformazione dell’uomo (1980), 7. Auflage 2007