Braun geflammt und grau gesalzen - Westerwälder Steinzeug des Jugendstils, eine rheinische Sammlung
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Das Westerwälder Steinzeug des Jugendstils stellt in der Kunstgeschichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen Sonderfall dar: Erstmals beteiligten sich in großem Umfang die führenden mitteleuropäischen Künstler der damaligen Zeit an der Entwurfstätigkeit für einen Werkstoff, der auch fast ausschließlich an einem Ort produziert wurde. So entstand nicht nur ein repräsentativer Querschnitt durch die vielfältigen Stilvarianten dieser Zeit – die ja mit dem Begriff „Jugendstil“ nur unzulänglich umschrieben werden – sondern gleichzeitig eine keramische Produktion, die in ihrer formalen Perfektion und in ihrer Schönheit, verbunden mit einem hohen Gebrauchsnutzen, einen Höhepunkt in der Geschichte der angewandten Kunst darstellt. Belegexemplare dieser keramischen Produktion finden sich in zahlreichen Museen im deutschsprachigen Raum; aber selbst das Victoria-and-Albert-Museum in London zeigt in ihrer Dauerausstellung Beispiele. So finden sich auch in zahlreichen Museums- und Ausstellungskatalogen Abbildungen des Westerwälder Steinzeugs. Eine zusammenfassende Darstellung wurde in geraffter Form in einem Ausstellungskatalog des Jahres 1987 (bei dem der Verfasser selbst mitwirkte) erstmals erstellt. Dieser Katalog enthielt aufgrund der damals noch bestehenden ungenügenden Quellenlage, aber auch wegen des bei der Erstellung von Ausstellungskatalogen üblichen Zeitdrucks zahlreiche Ungenauigkeiten und Fehler. Gleichwohl gilt dieser Katalog bis heute als einziges aussagefähiges Quellenwerk und ist im Buchhandel längst vergriffen. Eine neue Publikation bot sich aus mehreren Gründen an: Zum einen liegt durch eine mittlerweile vorliegende Dissertation zum Thema eine Fülle von wichtigen Informationen vor, die entsprechend umgesetzt werden können. Zum zweiten hat sich die ehemalige Inhaberin der damals bedeutendsten Steinzeugfabrik (R. Merkelbach), Frau J. Engelmann, bereit erklärt, nicht nur entsprechende (mit Abbildungen versehene) Preislisten der damaligen Zeit zur Verfügung zu stellen, sondern sie gibt auch ein handschriftlich geführtes Modellbuch zur Reproduktion frei, in dem für nahezu alle Entwürfe der damaligen Zeit die Entwerfer mit den Modellzeichnungen zuzuordnen sind. Schließlich hat die in dieser Publikation vorgestellte Sammlung des Verfassers einen Grad von Vollständigkeit erreicht, der wirklich alle bedeutenden Entwerfer, die überhaupt für das Westerwälder Steinzeug gearbeitet haben, sowie alle dabei beteiligten Firmen im Kontext umfasst. Somit ist abzusehen, dass sich die Publikation zu einem für dieses Gebiet unerlässlichem Standardwerk entwickelt.