Das Stadt- und Festungstor
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Die umwälzenden Ereignisse im 15. Jahrhundert, die eng mit der veränderten Kriegsführung zusammenhingen, haben sich mehr als bisher wahrgenommen auf die Architektursprache des 16. Jahrhunderts ausgewirkt. An ausgewählten Torbauten, den neuralgischen Punkten moderner Festungsanlagen, wird die Herausbildung neuer architektonischer Ausdrucksformen exemplarisch dargestellt. Die neue, auf dem Einsatz der Kanone beruhende Kriegsführung zog die Entwicklung eines modernen Verteidigungssystems nach sich, das sich nicht nur durch eine überklare Geometrisierung (Sternmuster), sondern ebenso durch eine spezifische Bauornamentik auszeichnete. An Torbauten des 16. Jahrhunderts ist der Prozess der semantischen Aufrüstung in besonderem Maße erkennbar, da sie als Eingang in die Stadt oder Festung in Friedenszeiten das Repräsentationsbedürfnis befriedigen und im Kriegsfall besonders gesichert werden mussten. In den Zeichnungen und Entwürfen Francesco di Giorgios, Leonardos, Antonio da Sangallos d. J. und Michelangelos ist der Prozess der Formfindung für neue Festungs- und Torgrundrisse anschaulich nachvollziehbar. Für die Torfassade wurden neue Motive ausgebildet, die ausdrücklich der Darstellung von Festigkeit verpflichtet waren. Durch die Verbreitung der italienischen Manier bis in den nordalpinen Raum konnte sich dieser im Festungsbau erprobte neue Militärstil als eine Art internationaler Stil etablieren, der schließlich auch gezielt in der architettura civile eingesetzt wurde und die Architektursprache der Frühen Neuzeit nachhaltig prägte.