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Der Gegensatz von Tugend und Untugend im Verständnis der Zeit um 1800 ist wesentlicher Bestandteil der vorliegenden Untersuchung. Es wird versucht, beide Begriffe in den überlieferten literarischen Formen zu beschreiben und das Frauenbild vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts zu fassen. Tugend wird in grundsätzlich positiver Bedeutung in der Gesellschaft der damaligen Zeit als Unschuld, als sexuelle Reinheit definiert, mit Bezug auf die allgemeine Bestimmung der Frau und ihrer Sexualität. Untugend im Sinne von Leichtsinn, Eitelkeit und Koketterie ist dagegen negativ behaftet und hat einen generell schlechten Einfluß auf das Leben der dargestellten Protagonistinnen. Untugend wird zudem als Fehler, als ein angeborenes negatives Element angesehen, resultierend aus der damaligen Gesellschaft und der Familiensituation der Zeit. Um die beiden Begriffe zu definieren, werden Werke, bevorzugt Frauenromane untersucht, die sowohl die tugendhafte als auch die untugendhafte Frau thematisieren. Die Darstellung der tugend-haften Frau in den ausgewählten Romanen zeigt verschiedene Vorstellungen und Facetten der Tu-gend, die zunehmend emanzipatorische Züge erkennen lassen: Elisa in Karoline von Wobesers Roman Elisa oder das Weib wie es seyn sollte stellt nach dem tra-ditionellen Bild eine ‚perfekte’ Frau dar. Für sie ist Tugend das Lebensideal. Agnes in Caroline von Wolzogens Roman Agnes von Lilien verkörpert die ‚schöne Seele’ in der Verbindung von Pflicht und Neigung. In Sophie Mereaus Gedichten An einem Baum am Spalier und Lina und der Geist und in den Erzählungen Marie und Die Flucht nach der Hauptstadt gewinnt das Wort Tugend dann eine andere Bedeutung. Sie wird als Selbstentfaltung, Selbstverwirklichung und Freiheit als Folge des Aufbrechens gesellschaftlicher Konventionen dargestellt. Im Gegensatz zur Darstellung der tugendhaften Frau ist das Bild der untugendhaften Frau viel-schichtiger und damit differenzierter zu betrachten. Untugendhafte Frauen, wie sie in Friederike Helene Ungers Roman Julchen Grünthal, in Caroline Amalie Ludecus’ Roman Louise oder die unseligen Folgen des Leichtsinns und Friederike Henriette Kühns Roman Verbildung und Leichtsinn behandelt werden, sind freizügig, libertin und ‚skandalös’; sie folgen ihren Sinnen, ihrem Körper, ihrer Erotik und den vielen ‚Pikanterien’ der Gesellschaft um 1800. Die Untersuchung der ausgewählten Werke hat gezeigt, daß Tugend und Untugend mit all ihren Facetten in den ausgewählten Werken gleichwertig präsent verarbeitet sind. Trotzdem ist die von den dargestellten Frauen verfolgte Tendenz, zum weiblichen ‚Schatz der Tugend’ zurückzukehren, in den analysierten Werken deutlich hervorgehoben. Obwohl die Protagonistinnen der untersuchten Werke in der Zeitspanne zwischen 1784 und 1805 einen ersten Emanzipationsversuch unternehmen, bleiben die meisten doch in vielen Aspekten mit den Traditionen der Zeit verbunden. Die sittsame und keusche Seite einer Frau wird grundsätzlich als angeboren angesehen.
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Das Frauenbild zwischen Tugend und Untugend in der deutschen Frauenliteratur um 1800, Michela Corazza
- Language
- Released
- 2011
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- (Hardcover)
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- Title
- Das Frauenbild zwischen Tugend und Untugend in der deutschen Frauenliteratur um 1800
- Language
- German
- Authors
- Michela Corazza
- Publisher
- Shaker
- Released
- 2011
- Format
- Hardcover
- ISBN10
- 3832299335
- ISBN13
- 9783832299330
- Category
- Fiction
- Description
- Der Gegensatz von Tugend und Untugend im Verständnis der Zeit um 1800 ist wesentlicher Bestandteil der vorliegenden Untersuchung. Es wird versucht, beide Begriffe in den überlieferten literarischen Formen zu beschreiben und das Frauenbild vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts zu fassen. Tugend wird in grundsätzlich positiver Bedeutung in der Gesellschaft der damaligen Zeit als Unschuld, als sexuelle Reinheit definiert, mit Bezug auf die allgemeine Bestimmung der Frau und ihrer Sexualität. Untugend im Sinne von Leichtsinn, Eitelkeit und Koketterie ist dagegen negativ behaftet und hat einen generell schlechten Einfluß auf das Leben der dargestellten Protagonistinnen. Untugend wird zudem als Fehler, als ein angeborenes negatives Element angesehen, resultierend aus der damaligen Gesellschaft und der Familiensituation der Zeit. Um die beiden Begriffe zu definieren, werden Werke, bevorzugt Frauenromane untersucht, die sowohl die tugendhafte als auch die untugendhafte Frau thematisieren. Die Darstellung der tugend-haften Frau in den ausgewählten Romanen zeigt verschiedene Vorstellungen und Facetten der Tu-gend, die zunehmend emanzipatorische Züge erkennen lassen: Elisa in Karoline von Wobesers Roman Elisa oder das Weib wie es seyn sollte stellt nach dem tra-ditionellen Bild eine ‚perfekte’ Frau dar. Für sie ist Tugend das Lebensideal. Agnes in Caroline von Wolzogens Roman Agnes von Lilien verkörpert die ‚schöne Seele’ in der Verbindung von Pflicht und Neigung. In Sophie Mereaus Gedichten An einem Baum am Spalier und Lina und der Geist und in den Erzählungen Marie und Die Flucht nach der Hauptstadt gewinnt das Wort Tugend dann eine andere Bedeutung. Sie wird als Selbstentfaltung, Selbstverwirklichung und Freiheit als Folge des Aufbrechens gesellschaftlicher Konventionen dargestellt. Im Gegensatz zur Darstellung der tugendhaften Frau ist das Bild der untugendhaften Frau viel-schichtiger und damit differenzierter zu betrachten. Untugendhafte Frauen, wie sie in Friederike Helene Ungers Roman Julchen Grünthal, in Caroline Amalie Ludecus’ Roman Louise oder die unseligen Folgen des Leichtsinns und Friederike Henriette Kühns Roman Verbildung und Leichtsinn behandelt werden, sind freizügig, libertin und ‚skandalös’; sie folgen ihren Sinnen, ihrem Körper, ihrer Erotik und den vielen ‚Pikanterien’ der Gesellschaft um 1800. Die Untersuchung der ausgewählten Werke hat gezeigt, daß Tugend und Untugend mit all ihren Facetten in den ausgewählten Werken gleichwertig präsent verarbeitet sind. Trotzdem ist die von den dargestellten Frauen verfolgte Tendenz, zum weiblichen ‚Schatz der Tugend’ zurückzukehren, in den analysierten Werken deutlich hervorgehoben. Obwohl die Protagonistinnen der untersuchten Werke in der Zeitspanne zwischen 1784 und 1805 einen ersten Emanzipationsversuch unternehmen, bleiben die meisten doch in vielen Aspekten mit den Traditionen der Zeit verbunden. Die sittsame und keusche Seite einer Frau wird grundsätzlich als angeboren angesehen.