Jan Meyer-Rogge, Architektur des Gleichgewichts
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Klassische Skulpturen in der Schwebe Seit fast einem halben Jahrhundert schafft Jan Meyer-Rogge klassische Plastiken, die Uwe M. Schneede Balancen im Raum und in der Landschaft nennt. Dabei nutzt der 1935 geborene Künstler mit sehr viel Pfiffigkeit und Geschick die Naturgesetze und stellt sie mitunter ein wenig auf den Kopf, ganz nach dem Motto der Schweizer Kollegen Fischli und Weiss, am schönsten sei das Gleichgewicht, kurz bevor es dann zusammenbricht. Allerdings wäre es falsch, den viele Jahre in Hamburg aktiven Künstler auf die Humorschiene festzulegen. Gerade deutsche Künstler seiner Generation, die nicht nur den Krieg als Kind noch miterlebt haben, sondern vor allem in den Gründerjahren der alten Bundesrepublik erwachsen wurden, prägte ein sehr ernsthafter wie gewissenhafter Umgang mit der eigenen Profession und ihren Freiheiten. So ist die Erkenntnis, wie sie Jan Meyer-Rogge 1994 äußert, auf die Erfahrungen aus einer langen bildhauerischen Praxis zurückzuführen: 'Wenn es gelingt, den Moment zu erkennen, in dem das Material beginnt, sich selbst zu organisieren, entferne ich mich schrittweise aus dem Vorgang und überlasse es jetzt dem Material zu handeln.' Das Buch nimmt die von Ulrike Schick in Otterndorf kuratierte Ausstellung zum Anlass, nochmals Schlaglichter auf die verschiedenen Werkgruppen der letzten 30 Jahre zu werfen, vor allem die im größeren Maß ausgeführten Skulpturen, nachdem in Otterndorf zumeist nur kleinere Arbeiten zur Ausstellung kommen konnten. Die eingestreuten Nachdrucke der Texte von Max Imdahl oder auch Uwe M. Schneede zeigen dabei deutlich, welch herausragende Rolle materielle Erscheinung und konstruktives Prinzip in den Arbeiten von Jan Meyer-Rogge spielen. Und sie verdeutlichen vor allem, dass der Künstler für Norddeutschland, insbesondere Hamburg, eine herausragende Rolle gespielt hat, wo es in der Stadt doch noch vor 30 Jahren neben dem Kunstverein keine Institution gab, die zeitgenössische Kunst ausgestellt oder gar gesammelt hätte. Zu vieles war dem Zufall überlassen worden, und erst mit der Einrichtung der Galerie für Gegenwart in der Kunsthalle Hamburg, dem Start der Deichtorhalle kann tatsächlich von einer repräsentativen Teilhabe am internationalen Kunstgeschehen gesprochen werden, für die Jan Meyer-Rogge und seine Mitstreiter einst eingestanden sind.